Empörung legt sich über die Gemüter: Gesine kommt
Abgeordnete der CDU sagen den IHK-Empfang ab - eine Glosse.
Wuppertal. Der Geist der Weihnacht ist bei zwei CDU-Landtagsabgeordneten offenbar noch nicht so richtig angekommen. Im Gegenteil, es herrscht gewaltige Aufregung um eine Rede von Gesine Schwan am 21. Januar beim Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer (IHK) in der Wuppertaler Stadthalle: Die CDU-Landtagsabgeordneten Horst Westkämper (Solingen) und Horst Ellinghaus (Wuppertal) haben ihre Teilnahme abgesagt - das erinnert stark an einen Sturm im Wasserglas. Gesine Schwan ist die Gegenkandidatin von Bundespräsident Horst Köhler (CDU) bei der nächsten Wahl des Bundespräsidenten.
"Ich bin empört, dass die SPD-Kandidatin dort wenige Monate vor der Bundespräsidentenwahl reden soll", Westkämper ist aufgebracht. Er habe nicht vergessen, dass Schwan bereit gewesen sei, sich mit den Stimmen der Linkspartei wählen zu lassen, schimpft der Christdemokrat. Unbeteiligte Beobachter kommen sich vor wie in Hessen.
"Auf die Karte von Extremisten setzen", nennt das gar Solingens CDU-Chef Fabian Kesseler. Auch er will absagen, damit wäre er dann die Nummer Drei.
IHK-Präsident Friedhelm Sträter und sein Hauptgeschäftsführer Michael Wenge verstehen indes den Rummel um Schwans Auftritt in der Wuppertaler Stadthalle nicht. "Das ist kein Wahlkampf", sagt Wenge, "weil höchstens ein oder zwei Wahlmänner im Saal sein dürften." Es gehöre zum Demokratieverständnis der IHK, sich Schwans Gedanken zu Wirtschaftsthemen anzuhören. Wenge: "Der Einladung haben Vorstand und Vollversammlung zugestimmt."
Fast schon salomonisch mutet das Verhalten von Wuppertals CDU-Fraktionschef Bernhard Simon an. Er geht auf den Empfang - will aber den Saal verlassen, wenn Gesine Schwan spricht. "Ich finde es nicht richtig, dass die IHK ihr eine Wahlkampfplattform bietet", sagte er gestern. Ganz boykottieren mag er den Empfang der Handelskammer nicht: "Die IHK ist ja wichtig für die Region."