Konzert Enno Bunger begeistert trotz Regen beim Auftritt im Wuppertaler Freibad

Wuppertal · Melancholische Lieder gewürzt mit Selbstironie.

Enno Bunger suchte immer wieder den Kontakt zum Publikum.

Foto: Michael Bosse

Dass bekanntlich jede Medaille zwei Seiten hat, haben die Besucher des Konzertabends in der Mirke erleben dürfen. Als dort am Samstag um 20 Uhr Singer/Songwriter Enno Bunger an sein Keyboard (Modell Nord Stage 3) tritt und sein Programm eröffnet, fängt es an zu regnen – zuerst nieselig und dann zunehmend stärker und länger anhaltend. Während der Musiker auf seiner überdachten Bühne vorträgt und sein Mitleid mit den Anwesenden ausdrückt, müssen die Zuschauer den Unbill dieses Sommers über sich ergehen lassen. Immerhin gibt es Regenumhänge von den Veranstaltern.

So weit, so schlecht? Kommt immer auf die Perspektive an. Und die kann bei Songs von Enno Bunger durchaus mal etwas melancholischer ausfallen. Er habe den Regen „eigentlich zehn Minuten später“ erwartet, sagt der Musiker. Dann nämlich stimmt er seinen Song „Regen“ mit der programmatischen Zeile „Wenn man die Augen zumacht, klingt der Regen wie Applaus“ an.

Diese Art des imaginierten Zuspruchs hat Bunger allerdings gar nicht nötig: Vor allem in den vorderen Sitzreihen haben sich offenbar eingefleischte Fans – darunter viele Frauen – versammelt. Auch weitere Anreisen, etwa aus Bayern, nahmen einige dafür in Kauf, wie eine spontane Umfrage durch Bunger ergab. Die Fanbase schunkelt schon bei den ersten Songs locker auf ihren Klappstühlen mit und spendiert reichlich Applaus und Gejohle zwischen den Liedern.

Enno Bunger trägt derweil seinen Anteil dazu bei, dass das Konzert trotz teilweise schwieriger Bedingungen (in Norddeutschland würde man wohl „Schietwetter“ sagen) über die Bühne geht. Der 37-Jährige begrüßt die versammelte Konzertgemeinde mit einem landsmannschaftlich geprägten „Moin“ – als gebürtiger Ostfriese weiß man halt, wo man herkommt – und setzt konstant auf Small-Talk mit der Musikgemeinde. Zudem reflektiert er ironisch den eigenen Vortrag und fragt nach Zuschauerwünschen – wobei ihn die veränderte Reihenfolge dann etwas aus dem Konzept bringt. Da hilft auch die Playlist auf dem Smartphone erst einmal nicht mehr weiter.

So zieht er dann auf allgemeinen Wunsch einen Song wie „Stachelschwein“ im Set vor. Damit betritt der 37-Jährige das Feld der Kinderlieder und outet sich als Fan der „Sendung mit der Maus“. So freut es ihn, dass er mit seinem „Stachelschwein“ im „Maus-Live“-Programm von WDR 5 Erfolge feiern konnte. „Stachelschwein backt einen Kuchen, will seinen Freund den Bären besuchen“, lautet die erste Zeile. Ganz glatt läuft die Sache im Song dann allerdings nicht, das erhoffte Kaffeekränzchen fällt aus, der stachelige Protagonist des Lieds wird traurig. Enno Bunger spricht ihm Mut zu: „Stachelschwein, ich bin bei dir, du bist nicht allein. Deine Sorgen sind bald klitzeklein!“

Rettung, Hilfe, Zuspruch oder Unterstützung in allen Lebenslagen – nicht nur für das Stachelschwein – liegen eben manchmal nur um die Ecke. Diesen kleinen Rettungsanker möchte Bunger seinen Zuhörern trotz aller melancholischen Töne dann doch meistens lassen.

Und immer wieder kokettiert er bei seinem Auftritt mit dem melancholischen Inhalt seiner Texte. „Habt ihr Bock auf traurige Musik?“, fragt er ins Publikum. Da sich die Begeisterung bei dieser Frage durchaus in Grenzen hält, verspricht er aber auch baldige Besserung und Partyflair. Wem das nicht reicht, für den stimmt er mal fix den Auftakt von „Ein Stern (der deinen Namen trägt)“ an, um dann wieder in etwas dunkler gestimmte Gefilde der eigenen Singer/Songwriter-Vorlieben abzubiegen.

Dabei ist die Bühnenshow von Enno Bunger eher zurückhaltend und introvertiert. Der Musiker steht an seinem Keyboard, singt seine Songs, dreht hin und wieder an dem einen oder anderen Knopf, lässt etwas Trockennebel aufwallen, stellt den Hall ein. Alles nicht sonderlich spektakulär oder – wie man heutzutage wohl sagen würde – Insta-tauglich. Dafür treten die Songtexte und die mitunter etwas sphärisch klingende Musik stärker in den Vordergrund.

Manchmal spielt allerdings auch das eigene Instrument respektive der eigene Vortrag nicht mit – was Bunger dann die Möglichkeit gibt, seine Leistung selbstironisch zu hinterfragen und bei Bedarf auch zu torpedieren. Da greift er etwa kurz ein und bricht den Vortrag mal komplett ab. „Ich habe einen Halbton niedriger gesungen, als ich müsste. Jetzt könnt ihr euer Geld zurückverlangen“, scherzt er, als er den Song „Astronaut“ etwas anders vorträgt als vorgesehen. Für die Mehrzahl der Gäste dürfte die finanzielle Erstattung aber keine realistische Option gewesen sein, dazu war die Stimmung dann doch zu gut.