Erste-Hilfe-Kästen fürs Stadtarchiv
Vier neue Notfallboxen sollen helfen, die wertvollen Dokumente im Stadtarchiv etwa bei Wasserschäden zu schützen.
Wuppertal. Mehr als drei Regalkilometer Archivalien aus sieben Jahrhunderten lagern im Stadtarchiv, das meiste davon in den Haspelhäusern in Unterbarmen. Hunderte Tonnen von Pergament und Papier also — Bücher und Urkunden, Akten und Zeitungsartikel, Fotos und Landkarten, viele von unersetzlichem historischem Wert. Welche Gefahren diesem Gedächtnis der Stadt drohen können, hat auf drastische Weise der Einsturz des Kölner Archivs vor drei Jahren gezeigt. Gut, im Fall einer solchen Katastrophe sind Verluste unvermeidbar — doch um zumindest gegen kleinere Schäden besser geschützt zu sein, hat das Archiv vom Landschaftsverband Rheinland vier Erste-Hilfe-Kästen für bedrohtes Kulturgut geschenkt bekommen.
Hinter diesen so genannten Notfallboxen verbergen sich Kunststoff-Kisten, die im Archiv deponiert werden. Sie enthalten profane Gegenstände wie Gummistiefel, Schutzanzüge, Atemschutzmasken, Taschenlampen und Verpackungsfolie. Sie könnten von höchster Wichtigkeit sein, wenn es etwa zu einem Wasserschaden im Archiv kommt.
„Mit den Folien lassen sich durchfeuchtete Akten schnell und sicher verpacken“, erläutert Eberhard Illner, Archiv-Leiter und Chef von Wuppertals historischem Zentrum. Dazu kommen etwa Gurte, mit denen sich beschädigte Bücher und Folianten vor dem Auseinanderfallen schützen lassen. Schutzkleidung und Handschuhe können wichtig werden, wenn feuchte Akten länger unbemerkt im Archiv gelegen und gesundheitsgefährdende Schimmelpilze gebildet haben.
Dass gerade der letztgenannte Fall alles andere als weit hergeholt ist, hat sich in den vergangenen Monaten im Archiv gezeigt — wie die WZ berichtete, hatte sich auf einem durchfeuchteten Dokumenten-Bestand eines Magazins so starker Schimmel gebildet, dass die zulässigen Grenzwerte in der Raumluft weit überschritten wurden. Daraufhin wurde der Raum für die Öffentlichkeit gesperrt. Eine Archiv-Mitarbeiterin war — vermutlich infolge der Schimmel-Belastung — so stark an Allergien erkrankt, dass sie in die Stadtbibliothek wechseln musste.
Zwar ist das Problem inzwischen so gut wie gebannt: Die betroffenen Dokumente wurden in wochenlanger Kleinarbeit in Folien luftdicht verpackt. Sie sollen laut Illner demnächst mit Hilfe des LVR gereinigt und restauriert werden. Ein Sachverständigen-Labor hat Ende Februar erneut die Luft im Archiv gemessen und dieses offiziell für schimmelfrei erklärt. Doch die Begebenheit unterstreicht Eberhard Illners Aussage: „Wasser ist der größte Feind eines Archivs.“ Mit den Notfallboxen hat das Archiv nun immerhin ein erstes Gegenmittel.