Aktives Wasserrad Es klappert wieder im Wuppertaler Gelpetal

Wuppertal · Lothar Stücker hat ein Wasserrad an den einstigen Käshammer bauen lassen, das sogar Strom erzeugt.

 Sie haben dazu beigetragen, dass sich das Rad wieder dreht (v.l.): Jochen Braun, Niklas Alteköster, Peter Gust, Lothar Stücker, Martin Impler und Landschaftsbauer Achim Axnick.

Sie haben dazu beigetragen, dass sich das Rad wieder dreht (v.l.): Jochen Braun, Niklas Alteköster, Peter Gust, Lothar Stücker, Martin Impler und Landschaftsbauer Achim Axnick.

Foto: JA/Andreas Fischer

Es klappert wieder am Käshammer: Ursache ist ein Wasserrad. Hauseigentümer Lothar Stücker wollte, dass sich an seinem denkmalgeschützten und umfangreich sanierten Haus, einst Mühle und Hammer, auch wieder ein Wasserrad dreht. Mit Unterstützung der Bergischen Universität und der Stadt wurde daraus ein Rad, das sogar Strom erzeugt – und dem Haus mehr Energie verschaffen könnte, als es braucht.

„Klack-klack, klack-klack“ hört Lothar Stücker jetzt den ganzen Tag. Vorher sei es lauter gewesen, sagt er: „Der Wasserfall ist jetzt weg.“ Das Wasser rauschte bisher neben dem Haus einfach nur in die Wasserrinne, nun treibt es sein Rad an. Er erfreut sich daran: „Es ist sehr nett. Man kann es sich gut anschauen.“

Gebaut hat es ihm Martin Impler, Fachmann für Wasserräder aus Süddeutschland, mit seinem Team. In der vergangenen Woche haben sie das Rad von gut vier Metern Durchmesser aus Lärchenholz und Stahl zusammengebaut und angeschlossen. Das Rad treibt nun einen Generator an, der in einem Mini-Fachwerkhaus direkt neben dem Rad steht. 16 000 Kilowattstunden pro Jahr könnten hier erzeugt werden, schätzt Impler.

Antrieb ist das Wasser eines Nebenarms der Gelpe, das aus einem Teich am Haus vorbei weiter Richtung Morsbach fließt. Schon vor Jahrhunderten wurde die Kraft des Wassers im Gelpetal genutzt. Zahlreiche von Wasser angetriebene Hämmer standen hier. Der Käshammer wurde 1607 erstmals erwähnt: Damals wurden hier Knochen gemahlen, ab 1829 wurde Roheisen zu Edelstahl raffiniert, ab 1896 Seide gewoben. Der Hammer hatte auch andere Namen, aber ab 1824 setzte sich der Name Käshammer durch, weil als landwirtschaftliches Nebenprodukt hier „Klatschkäs“ verkauft und gegessen wurde.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts betrieben die Besitzer auch eine Gastronomie, denn im Sommer reichte das Wasser oft nicht zum wirtschaftlichen Betrieb der angeschlossenen Maschinen. Als Ausflugslokal mit Ruderteich ist der Käshammer noch vielen in Erinnerung. Es schloss 2005.

Ein Stück der Geschichte des Käshammers wollte Lothar Stücker wieder zurückholen, als er über ein Wasserrad nachdachte. Bei der Uni fragte er an, ob das überhaupt möglich sei. Er traf mit Peter Gust, Professor für Konstruktionslehre im Maschinenbau, auf jemanden, der das Projekt auch zur Energiegewinnung interessant fand und es als Projektarbeit an seinen Studenten Niklas Alteköster (24) gab. Der freute sich über das „superinteressante Projekt“, berechnete Größe sowie mögliche Leistungsfähigkeit und kam zu dem Schluss, dass das Rad genug Strom für ein Einfamilienhaus erzeugen könnte.

Die Stadt hat das Projekt unterstützt

Dieses Ergebnis konnte Stücker begleitet von Professor Gust und Niklas Alteköster vorlegen, als er sein Projekt der Stadtverwaltung verstellte. Diese unterstützte die Idee: „Wir finden das ein super Projekt“, bestätigt Jochen Braun, Leiter des Ressorts Bauen und Wohnen bei der Stadtverwaltung. „Das Rad ist das i-Tüpfelchen für das Haus.“ Es mache sichtbar, „wie es mal war“. Deshalb habe die Stadt auch die denkmalrechtliche Erlaubnis dazu gegeben.

Über den Betreiberverein des historischen Manuelskotten, wo vor einiger Zeit das Wasserrad zum Antrieb der Schleifsteine erneuert wurde, bekam Stücker Kontakt zu Martin Impler, der schon mehr als 100 Wasserräder gebaut hat. Nach einem ersten Treffen vor einem Jahr folgten Planung, Einholung von Genehmigungen, Ausschachtung und Bau eines Fundaments vor Ort, Fertigung und Bestellung der Bauteile. Jedes Wasserrad wird für die jeweiligen Gegebenheiten des Orts, die Höhenunterschiede der Wasserflächen gebaut – hier zwischen Teich und Bachlauf. Auch das Getriebe ist zum Teil eine Sonderanfertigung. Vergangene Woche wurde vor Ort alles zusammengebaut.

„Das Konzept ist wie früher“, sagt Martin Impler: „Wir nutzen das Wasser als Energieerzeuger.“ Dazu kommt heute eine Batterie, die Energie zwischenspeichert. So gibt es auch in wasserarmen Zeiten Strom. Im Winter, wenn viel Wasser den Berg hinabrauscht, kann sogar ein Teil der Energie für die Heizung genutzt werden. Und erzeugt das Rad mehr Strom als nötig, geht er ins Netz. Wartung braucht die Konstruktion kaum, wird mehrere Jahrzehnte halten. „Das läuft noch, wenn ich nicht mehr da bin“, schätzt Lothar Stücker.

Er ist begeistert von der interdisziplinären Zusammenarbeit so vieler Akteure und der Unterstützung für das Projekt, in das er eine niedrige sechsstellige Summe investiert hat. Sein Hauptwunsch war der nach einem Wasserrad. Dass er jetzt damit auch Energie gewinnt, kommt noch obendrauf. Er sieht es nun auch als Beitrag zur Energiewende: „Es sind die vielen kleinen Lösungen, die zur großen Lösung führen“, sagt er.

Als der Teich, dessen Wasserstand für die Bauarbeiten etwas abgesenkt wurde, am Sonntag wieder vollgelaufen war, begann das Klack-klack, klack-klack. Es klappert wieder im Gelpetal.