Wirtschaft Filter aus Lennep für Fische in Saudi-Arabien

Wuppertal · Ratz Aqua & Polymer Technik fing mit Filteranlagen für Salzwasseraquarien an – heute baut die Firma riesige Filter für Fischzuchtanlagen überall in der Welt

Firmengründer Mario Ratz (links) und Geschäftsführer André Lambertz neben einem der größten Filter im Programm.

Foto: Roland Keusch

Zwei Meter im Durchmesser und bis zu sieben Meter lang – die zylindrischen Konstruktionen, die bei der Firma Ratz in Lennep entstehen, haben beeindruckende Ausmaße. Und sie verfügen auch über beeindruckende Leistungsdaten. Mehrere Millionen Liter Wasser fließen im Betrieb durch sie durch, pro Stunde wohlgemerkt, und werden dabei gefiltert.

Die Ratz Aqua & Polymer Technik GmbH, 1989 gegründet – damals noch in Güldenwerth – baut Filter, die zumeist in Fischzuchtanlagen eingesetzt werden. Sie befreien das Wasser, in denen die Tiere heranwachsen, von Feststoffen wie Kot und Futterresten. Und sorgen so für die notwendige Wasserqualität. „Unsere Filter sind auf allen Kontinenten im Einsatz“, berichtet Geschäftsführer André Lambertz. „Außer in der Antarktis.“

Auf über 1000 Anlagen in knapp 50 Ländern komme man so. Die größte Anlage bestehe aus 96 Filtern, jeder einzelne davon könne drei Millionen Liter stündlich filtern. Nur ausgerechnet in Deutschland habe Ratz nicht einen Kunden – weil in der hiesigen Fischzucht Aquakulturen bisher noch kaum eine Rolle spielten.

Einen Teil ihres Erfolgs hat die Lenneper Firma gleich zwei Trends zu verdanken. Zum einen werde immer mehr Fisch gegessen, sagt Lambertz. Der weltweite Konsum stieg von 2009 bis 2023 um mehr als 42 Millionen Tonnen. Zum anderen werde immer häufiger gezüchtet. Und das immer häufiger in großen Anlagen an Land.

Auch in Teilen der Erde, in denen man das nicht unbedingt vermuten würde, wie der Geschäftsführer sagt: „Sobald wir den Fisch an Land bringen, ist es egal, wo wir ihn produzieren.“ Selbst in Saudi-Arabien gebe es inzwischen Lachsfarmen. So spare man sich den CO2-intensiven gekühlten Transport der Fische per Flugzeug aus den skandinavischen Ländern.

Zudem seien die Bedingungen in den Aquakulturen an Land besser zu kontrollieren. Während selbst Zuchtanlagen vor Norwegens Küste inzwischen wegen des Klimawandels im Sommer regelmäßig mit zu hohen Wassertemperaturen zu kämpfen hätten, sei dieses Problem in geschlossenen Anlagen leicht in den Griff zu bekommen.

Das technische Prinzip der Filter ist einfach. Die Wände der riesigen Trommeln bestehen aus einem filternden Kunststoff-Material, dessen Beschaffenheit bestimmt, welche Stoffe herausgefiltert werden. Drinnen ist der Wasserstand höher als draußen, die Schwerkraft drückt das Wasser also durch den Filter. Droht sich der vollzusetzen, dreht sich die Trommel und eine Spüleinheit entfernt den Unrat und transportiert ihn ab.

Das Know-how von Ratz stecke eher im Detail, sagt André Lambertz. „Unsere Produkte sind langlebig und vor allem salzwasserfest.“ Der Antrieb werde zum Beispiel über eine Kunststoffkonstruktion geregelt. Dank des Materials korrosionsfrei. Und dank der Bauart so, dass sich der Antrieb zwar langsam abnutzt, aber nie plötzlich ausfällt.

Ein erster Filter entstand in der Freizeit

Dass es so einmal kommen würde, damit hatte Firmengründer Mario Ratz am Anfang sicherlich nicht gerechnet. Er arbeitete in den 1980er-Jahren als Dreher in einem Remscheider Industriebetrieb. Und baute sich in seiner Freizeit einen Filter für sein eigenes Salzwasseraquarium, weil er auf dem Markt nichts Passendes fand. Als immer mehr andere Aquarium- und Fisch-Fans auch so eine Anlage haben wollten, gab er seine Anstellung auf und macht sich selbstständig. Ganz klassisch in einer Garage. Das war 1989.

Über die Jahre veränderte sich die Produktpalette nach und nach, passte sich an die Bedürfnisse der Kunden an. Weil kaum noch jemand Salzwasser-Aquaristik betrieb, stieg Ratz auf Filter für Koi-Teiche um, später kamen Filter für kleinere Forschungsanlagen hinzu. „Alles noch die Größe, die locker auf eine Europalette passte“, wie sich Geschäftsführer André Lambertz erinnert. Der studierte Umweltwissenschaftler mit Spezialisierung auf Aquakulturen lernte die Firma über ein Forschungsprojekt kennen und heuerte bei ihr an. Als damals fünfter Mitarbeiter.

Dass es heute 45 sind, ist wohl auch einem Treffen auf einer Messe in Prag zu verdanken, wo Lambertz zwei Dänen mit guten Kontakten in die Fischzucht kennenlernte. Zunächst habe man im Auftrag von deren Firma Filter gefertigt, später sei man zu einer Firmengruppe verschmolzen, erklärt der Geschäftsführer den weiteren Werdegang: „Heute haben wir die Produktion und Forschung und Entwicklung in Deutschland, Vertrieb und Service befinden sich in Dänemark.“

Die neue geschäftliche Verbindung führte zu einem rasanten Wachstum, die Filter wurden größer, die Firma gleich mit. „Die letzten 14 Jahre ging es gut vorwärts“, fasst André Lambertz die Entwicklung zusammen. 2017 zog man um in das damals neu entstandene Gewerbegebiet hinter dem Lenneper Bahnhof, wo man eine neue Produktionshalle baute.

Anfang dieses Jahres wurde eine zweite, genauso große Halle fertig. Inzwischen sind es zusammen rund 2600 Quadratmeter Produktionsfläche. Weil die fertigen Filter in aller Herren Länder gehen, sei es eigentlich egal, wo man produziere, betont Lambertz. Trotzdem wolle man Remscheid gerne treu bleiben, „Wir haben uns hier eine gute Lieferantenstruktur aufgebaut“, sagt er. „Und vor allem sind unsere Mitarbeiter hier.“