Update Das ist der aktuelle Stand des Wuppertaler Pina Bausch Zentrums
Wuppertal · Projektleiterin Anke Vaupel und Stadtdirektor Matthias im Gespräch - Nutzer mitnehmen und Kosten reduzieren
Die Frage klingt einfach und ist es doch nicht: Es geht darum, wie alles umgesetzt wird. „Alles“ meint das Projekt Pina Bausch Zentrum. Auch ein gutes Jahr, nachdem die Siegerentwürfe für den Neubau vorgestellt wurden und ein gutes halbes Jahr, nachdem der Rat sich auf einen Entwurf festgelegt hat, tritt es auf der Stelle – scheinbar. Weil hinter den Kulissen gearbeitet wird. Anke Vaupel leitet das Projekt. Sie weiß wie ihr Chef, Stadtdirektor Matthias Nocke, um die Fortschritte und die Knackpunkte, das Klein-Klein und den finanziellen Zeitdruck. Sichtbar sind „nur“ die Veranstaltungen, die Bettina Milz, Koordinatorin der Vorlaufphase, organisiert. Um Leben ins zentral gelegene Gebäude zu holen und Formate für die künftige Bespielung zu erproben.
Es soll ein Tanzzentrum der Zukunft werden
Es soll ein Tanzzentrum der Zukunft werden – mit Angeboten, die es heute noch nicht gibt, offen und flexibel. Ein Anspruch an Nutzer und Nutzung und einer ans Gebäude. An dieser Stelle kommt Vaupel ins Spiel, die schon das Mammutprojekt Döppersberg leitete, nun beim künftigen Pina Bausch Zentrum an der Kluse die Teilprojekte Gebäudebau, zentrales Förder- und Beteiligungsmanagement sowie Städtebau koordiniert. „Wir befinden uns am Ende von Leistungsphase 1 und am Anfang von Leistungsphase 2“, sagt sie. Heißt: Abgeschlossen sind die Themen Brand- und Denkmalschutz, eine im US-amerikanischen Baurecht nicht vorgeschriebene zweite Brandschutztreppe inklusive. Die Fachplanungen zu Bühnentechnik, Küchenplanung oder Elektronik, Heizung, Klimaanlage, Tragwerk oder Statik sollen bis Januar 2025 ausgeschrieben und beauftragt worden sein. Die unterschiedlichen Herausforderungen von Neu- und Altbau stellen kein Problem dar, sagt Vaupel, können getrennt betrachtet werden.
Außerdem wird derzeit der Siegerentwurf des New Yorker Architekturbüros Diller Scofidio + Renfro konkretisiert. Der Entwurf sei eine Hülle, die nun gefüllt werde, erklärt Vaupel. In engem Austausch mit den New Yorkern, David Allin und hin und wieder Elizabeth Diller sowie seit Kurzem der Deutsch sprechenden Lilian Fitch. Die Gespräche verlaufen gut, kooperativ und umgänglich, betonen Vaupel und Nocke. Der Austausch mit den Beteiligten in Wuppertal hat gerade begonnen. Sie konnten mittlerweile die Pläne anschauen, Anfang Juli gab es einen ersten Workshop mit Vertretern von Tanztheater, Foundation, Vorlaufphase, Beratungsunternehmen und Stadt. Ein weiterer soll im Herbst folgen.
Flacher Wasserbeckenstreifen neben der Bundesallee?
Zentrales Thema ist die Anpassung des Entwurfs an die Bedürfnisse der künftigen Nutzer gemäß dem Konzept der vier Handlungsfelder von Stefan Hilterhaus (siehe Kasten): an die von Tanztheater, Foundation, von Forum Wupperbogen und internationaler Produktion. Diese bringen ihre Ideen und Vorstellungen ein, dabei geht es beispielsweise um Wegebeziehungen genauso wie um die künftige Küche. „Wie kann es funktionieren, wenn Tänzer und Publikum sie nutzen, soll sie öffentlich oder nur zu bestimmten Zeiten öffentlich nutzbar sein“, erzählt Vaupel. Fragen, die nicht allein die Befindlichkeit tangieren, sondern in diesem Fall hygienerechtliche Aspekte haben. „Wir wollen die Nutzer mitnehmen und gemeinsam mit ihnen arbeiten, zugleich eine enge Taktung einhalten.“ Nocke hofft, dass im Herbst eine Vorentwurfsplanung steht.
Bedacht wird auch die Integration des Tanzzentrums ins Stadtbild. Rainer Schmidt, Landschaftsarchitekt aus München, kümmert sich um die Außengestaltung, befasst sich dabei mit den Vorstellungen des New Yorker Entwurfs, der die Wupper im Klusebogen und den Platz zur Bundesallee einbezieht. Letzterer kämpft mit dem Straßenlärm und ist weitgehend versiegelt, Hitze und Staub kommen hinzu. „Wir überlegen, wie mit einfachen Mitteln geholfen werden kann. Etwa, indem ein flacher Wasserbeckenstreifen mit an die 40 Zentimeter hohen Fontänen entlang der Straße führt“, sagt Nocke. Weiteres Thema ist die Anlieferung zwischen Schauspielhaus und Cinemaxx. Die Frage, „was passiert, wenn der Verkehr zur Wupper hin wegfällt, aber das Parkhaus des Kinos angefahren werden muss“, beschreibt Vaupel. Vom Tisch ist dagegen der Fluss als Tanzraum, „dafür hat die Wupper eine zu starke Strömung“. Die Idee einer Überbrückung zum Hauptbahnhof hin nicht.
Unabhängig davon geht es darum, die Kosten zu reduzieren (ein zweistelliger Millionenbetrag soll bekanntlich einspart werden). Erreicht werden soll das durch die Reduzierung des umbauten Raums (so könnte der Eventraum zur Wupper hin kleiner ausfallen) oder eine Hinterfragung der Bedarfe, etwa der Bühnentechnik. Es geht um Stahlstützen, die weder statisch noch ästhetisch notwendig sind, und um Materialien und Baustoffe. Wöchentlich finden Bauherrenbesprechungen statt, erklärt Vaupel. Um die Kosten genau berechnen zu können, muss Leistungsphase 3 abgeschlossen sein, was, so hofft Vaupel, im dritten Quartal 2026 erreicht wird. Nocke: „Wir hoffen auf eine Kostenschätzung im nächsten September und eine Kostenberechnung mit Darstellung der Gesamtfinanzierung in 2026.“ Basis für die Beantragung der Fördergelder von Bund und Land, weshalb der Stadtdirektor sich derzeit um eine Verlängerung des Verfügungszeitraums beim Bund bemüht. Der Bund trägt bekanntlich zirka 37,2 Millionen Euro der Baukosten, das Land 12,5 Millionen Euro, bedeutet bei geschätzten 120 bis 138 Millionen Euro Baukosten 70 Millionen Euro für die Stadt Wuppertal. Nachdem der Bundeshaushalt eingebracht worden ist, stehen in Berlin nun die Beratungen an, sodass Nocke im Oktober/November mit der regulären Haushaltsbereinigung rechnet.
Noch einige Leistungsphasen, bevor die Bagger rollen können
Wenn die Gelder genehmigt sind, folgen die Genehmigungsplanung (Leistungsphase 4), die Ausführungsplanung (Leistungsphase 5), die Vergaben (Leistungsphasen 6 und 7). Und dann können die Bagger rollen.