Es rauchen die Superhirne
Die Ergebnisse aus dem CERN in Genf wurden in Wuppertal mit Spannung verfolgt.
Wuppertal. Um 14 Uhr steht die Leitung nach Genf über das Internet. Mit Spannung erwarten Studenten und Professoren der Bergischen Universität am Dienstag auf dem Grifflenberg die Direktübertragung aus dem CERN, wo die Fäden des größten wissenschaftlichen Experiments aller Zeiten zusammenlaufen. 6000 Wissenschaftler aus aller Welt arbeiten an zwei Experimenten (Atlas und CMS), in denen die Forscher dem legendären Higgs-Teilchen auf die Spur kommen wollen. Und dazu wird der gigantische LHC-Teilchenbeschleuniger an der französisch-schweizerischen Grenze eingesetzt, in dem Protonen mit nahezu Lichtgeschwindigkeit aufeinander prallen.
Es folgen zwei Stunden live aus Genf, in denen die Messergebnisse der vergangenen Monate präsentiert und analysiert werden. Die Datenmenge übertrifft alle Erwartungen, das Lob an alle Mitarbeiter ist groß. Und die Auswertungen beider Experimente lassen den Schluss zu, dass das Higgs-Teilchen, das als der fehlende Grundbaustein der Materie gilt, schon im nächsten Jahr eindeutig identifiziert werden könnte. Die Forscher sind auf einer heißen Spur. „Das wird spannend. Wie viele andere Wissenschaftler habe ich gehofft, dass das Higgs-Teilchen gar nicht existiert, denn dann hätte man etwas anderes suchen müssen. Im Moment habe ich aber schlechte Karten“, sagt Professor Peter Mättig schmunzelnd, der sich über das große Interesse der Wuppertaler Studenten an den Ergebnissen des CERN freut. Es gibt Indizien, aber weiterhin offene Fragen. Es rauchen die Superhirne — ob in Genf oder in Wuppertal. Im Bergischen wurde der Pixel-Detektor, die innerste Zwiebelscheibe des Atlas-Detektors gebaut. Und in die Super-Computer am Grifflenberg fließen rund zehn Prozent der ermittelten Daten.
Ab Februar/März werden neue Daten in noch größeren Mengen gesammelt. Noch steht der wissenschaftliche Nachweis des Higgs-Teilchen aus, aber der soll bald gelingen. Der Heuhaufen, in dem das Teilchen steckt, ist aus Sicht der Wissenschaftler kleiner geworden. 2013 und 2014 legt das CERN eine Messpause ein. Die werden die Wuppertaler nutzen, um einen leistungsfähigeren Detektor zu bauen — die Jagd nach dem Kern der Welt geht weiter.