Feiern auf gut Ölbergisch

Beim fünften Ölbergfest feierte der ganze Stadtteil eine bunte Party — weitgehend ohne Kommerz, aber mit viel Improvisation.

Wuppertal. Wenn alle Straßen von Musik erfüllt sind, wenn Leckereien aus aller Herren Länder ihre Düfte verbreiten, wenn der Nachbar neben dem Zugereisten feiert und wenn dann auch noch das Wetter wie aus dem Bilderbuch ist, dann kann das in Wuppertal eigentlich nur eine Veranstaltung sein — das Ölbergfest. Zum fünften Mal ging Wuppertals wohl größtes Nachbarschaftsfest am Samstag rund um Schusterplatz und Marienstraße über die Bühne — wie immer bunt, familiär und, trotz tausender Besucher an mehr als 100 Ständen, nichtkommerziell. Leider wurde das ansonsten friedliche Fest diesmal überschattet — durch den Angriff einer Gruppe Autonomer auf einen Linienbus.

Vor diesem Vorfall gegen 20.45 Uhr hatten viele Ölberger wieder ihre Wohnzimmer auf die Straße geholt — wie etwa die Hausgemeinschaft der Marienstraße 109, die auf der Straße Tische und Stühle aufgestellt hatte und die Besucher gratis an ihrem Kaffeeklatsch teilnehmen ließ. „Wir wollen hier Nachbarschaft aktiv praktizieren“, gab Antje Olivier das Motto vor — sie und ihre Nachbarn waren bisher bei jedem Ölbergfest dabei.

Weil gerade diese Aktion das Flair des Festes ausmachen, hatten die Veranstalter vom Verein Unternehmer/innen für die Nordstadt in diesem Jahr kommerzielle Anbieter weitgehend vom Fest verbannt — der Verkauf von Speisen und Getränken war verboten, sondern Waren durften nur gegen Spenden herausgegeben werden. Das machten nur wenige professionelle Anbieter mit.

Und so stellten die Partei- und Organisationsstände sowie die Bierwagen nicht die Mehrzahl der Anbieter — immer wieder konnte der Ölbergfest-Besucher auf einem Sofa am Couchtisch oder in einer Gartenmöbel-Sitzgruppe Platz nehmen und sich an den bereitwillig angebotenen Etageren mit Kuchen und Plätzchen bedienen.

Das Publikum hätte bei diesem Fest nicht gemischter nicht sein können, fand auch Miriam Kuball: „Es ist sehr interkulturell hier, das finde ich sehr gut.“ Vor und hinter den Ständen fanden sich Menschen jeden Alters und der verschiedensten Herkünfte. Jeder schaute jedem mal über die Schulter und probierte sich durch fremde Köstlichkeiten — Integration scheint auf dem Ölberg gelebt zu werden.

Daneben gab es auf vier Bühnen und an vielen weiteren Stellen Musikprogramm von der Bläser-Band Barmer Ersatzkapelle über Schulchöre bis zu Reggae- und Rockbands. Die Wuppertaler Stadtwerke waren mit t einem Hubsteiger gekommen und beförderten für einen Blick von oben auf das Fest in 17 Meter Höhe. Damit auch den Kindern nicht langweilig wurde, gab es für sie etwa Bobbycar-Rennen, Kinderschminken, einen Kletterturm und viele weitere Attraktionen.

Eine Premiere des diesjährigen Ölberg-Festes war auf dutzenden Schildern angeschlagen: „Glasflaschen und Dosen sind beim Ölbergfest verboten.“ Wie die WZ berichtete, hatten die Fest-Veranstalter stattdessen in diesem Jahr erstmals einen offiziellen Ölbergfest-Becher im Angebot, den die Besucher kaufen und an allen Getränkeständen auffüllen lassen konnten. Ein Rezept, das bei den Besuchern gut anzukommen schien — wie etwa Julia Schröder fand: „Das ist eine tolle Idee. So hat man weniger Müll und direkt eine nette Erinnerung.“