„Für diese Momente lohnt sich die Arbeit“

Am Markt für Medikamente geht es um Milliarden. Aber es geht immer auch um Menschen.

Wuppertal. Mit guten Wissenschaftlern und Forschern ist es ein bisschen so wie mit guten Fußballspielern. Die größten Konzerne suchen, die Besten der Besten unter Vertrag zu nehmen. Bisher haben Andreas Ohm und Klaus Benke allerdings allen Versuchungen widerstanden. „Das hört man gleich, wenn jemand deswegen anruft. Sie fragen als Erstes, ob man allein ist und in Ruhe sprechen kann“, sagt Ohm. „Ich sage frage dann: welches Unternehmen, welche Aufgaben, machen Sie schnell.“

Wirklich ernsthaft beschäftigt sich der Apotheker nicht mit einem Wechsel. Bayer sei ein sehr guter Arbeitgeber. „Außerdem bin ich 61. Da rufen nicht mehr so viele an.“

Mit Klaus Benke arbeitet Ohm nun schon seit 20 Jahren zusammen. Aus dem Chef-Stellverteter-Verhältnis ist längst so etwas wie Freundschaft geworden, mehr jedenfalls als eine Geschäftsbeziehung. Dass Ohm seinem Kollegen eine Uralt-Packung Xarelto besorgt hat in Erinnerung an die vermutlich beste, auf jeden Fall berühmteste und für Bayer lukrativste Entwicklung Benkes, ist dafür ein untrüglicher Beleg. Aber solche Erfolge sind nicht die Triebfeder der beiden Pharmazeuten im Dienste des Weltkonzerns. Da sind vielmehr immer noch Neugier, Forscherdrang, Wissensdurst und der Ehrgeiz, scheinbar unlösbare Probleme zu lösen. Und es ist Gefühl mit im Spiel. Ohm, Benke und deren Mitarbeiter entwickeln nicht nur Darreichungsformen für Massenprodukte.

Manchmal ist die potenzielle Zielgruppe klein, manchmal obendrein nicht auf Rosen gebetet. Das Medikament gegen den Parasitenbefall des Augapfels haben die Bayer-Wissenschaftler für Patienten in Afrika entwickelt und formuliert. Das Mittel gegen Lungenhochdruck hilft Patienten in aller Welt, von denen es glücklicherweise nicht so sehr viele gibt. „Wenn Sie aber sehen, wie das Mittel so einem armen Menschen hilft, dann haben Sie Tränen in den Augen. Schon für diese Momente lohnt sich die ganze Arbeit“, sagt Ohm. Er hat Erfahrung. Das Medikament gegen Lungenhochdruck, an dem Menschen langsam, aber sicher ersticken hat auch schon Kindern das Leben gerettet. „Ja, natürlich geht es bei unserer Arbeit auch um Geld. Mit manchen Tabletten setzt Bayer Hunderte von Millionen Euro um, und die Aktionäre wollen auch etwas verdienen. Aber bei allem, was wir entwickeln, steht immer im Mittelpunkt, dass wir es für Menschen tun, die dieser Hilfe bedürfen.“, Forscher machten die Krankheiten nicht, „wir versuchen, sie zu bekämpfen“. ll