Stadtentwicklung Stadt und Politik: „Unser Einfluss ist begrenzt“
Elberfeld · Die Situation wird als problematisch empfunden. Die Alte Feuerwache versucht zu helfen.
Die Gathe ist ein Eingangstor zur Stadt – und wie einige andere auch eins mit Handlungsbedarf. Doch zumindest was die stadtplanerischen Aktivitäten angeht, seien die Einflussmöglichkeiten der Stadt begrenzt, sagt Dezernent Frank Meyer. Nur in Ausnahmefällen könne man handeln, das gelte zum Beispiel, wenn angesichts des Zustandes einer Immobilie Gefahr im Verzug sei.
Für das immer wieder von Kritikern genannte Beispiel der Baulücke auf der östlichen Seite der Straße gelte dies aber nicht. Dass dort Müll liege, sei nicht schön. Man könne den Eigentümer aber nicht zwingen, zu handeln. Zumal dieser sich darauf berufen werde, dass nicht er, sondern vermutlich Passanten für den Unrat verantwortlich seien. Auch dazu, die Lücke zu bebauen, bestehe keine Pflicht, sagt Meyer. Ebenso wenig müssen Eigentümer ihre Häuser ansehnlich halten.
Meyer räumt allerdings ein, dass solche Problemfälle einen ganzen Straßenzug runterziehen. Das gelte auch für die vielen Wettbüros und Spielhallen. Deren Ansiedlung versuche die Stadt zwar zu verhindern. Die Anbieter seien aber immer wieder auf der Suche nach Gesetzeslücken.
Eine Aufwertung könnte eine Neuordnung der Verkehrsflächen bringen. Meyer könnte sich zum Beispiel mehr Raum für Außengastronomie vorstellen.
Alte Feuerwache ist „Champions League“ der offenen Jugendarbeit
Hoffnung hatten Meyer und die Stadt auch in die Planungen für die alte Tankstelle samt Brache drumherum gesetzt. Aktuell ist dort ein Kfz-Betrieb ansässig. Langfristig will dort aber die Ditib-Gemeinde, die bisher gegenüber sitzt, eine neue Moschee bauen. Auch wenn laut Gemeinde die Planungen laufen, so ist aus dem Rathaus zu hören, dass das Projekt momentan eher auf Eis liegt.
Eine wenig positive Einschätzung trifft Sozialdezernent Stefan Kühn für die Gathe. Gerade die Situation der in den vergangenen Jahren aus Südosteuropa nach Wuppertal gekommenen Menschen dort sei „prekär“. Die Zuwanderer würden ausgebeutet, sagt Kühn. „Ob es nun um die Wohn- oder Arbeitsverhältnisse geht.“ Dass sie sich dort ansiedeln, lasse sich aber kaum vermeiden im Zuge des Freizügigkeitsgesetzes innerhalb der EU, das vor ein paar Jahren in Kraft trat.
Doch das habe oft negative Folgen. Regelmäßig werde von einem „Arbeiterstrich“ auf der Gathe berichtet. Um die Situation unter Kontrolle zu bekommen, auch was die Wohnverhältnisse angeht, gebe es regelmäßig Aktionstage, bei denen kontrolliert werde. Unter anderem würden dabei Jobcenter und das Ressort Zuwanderung zusammenarbeiten. Kühn lobt das Engagement der Alten Feuerwache. „Das ist die Champions League der offenen Jugendarbeit“, so Kühn.
Ein Lob, das Joachim Heiß, Leiter der Einrichtung, natürlich gerne aufnimmt, wenngleich er weiß, dass das allein nicht reicht. Engagement, egal von wem, braucht auch finanziellen Einsatz. Das Klima an der Gathe „ist rauer geworden“, hat er beobachtet. Für ihn, die Sozialarbeiter und die Ehrenamtler sei es nicht bedrohlich, „man kennt uns hier“. Dass Außenstehende vor der Gathe Respekt haben, kann er allerdings verstehen. Und die tödlichen Schüsse im vergangenen Jahr seien auch bei den Kindern, die in die Feuerwache kommen, Gesprächsthema gewesen.
Dass es auf der Gathe einmal anders zuging, bestätigt Bezirksbürgermeister Hans-Jürgen Vitenius. Ein kleiner Kulturort sei die Straße einst gewesen. „Doch das sind leider Jugenderinnerungen.“ Die Politik könne an der jetzigen Situation wenig ändern. „Außer vielleicht was die Zahl der Spielhallen und Wettbüros angeht.“ Allerdings schränkt er ein: Man habe gehofft, dass die neue Gesetzgebung da mehr Einflussmöglichkeiten schaffe. Doch die Betreiber würden immer neue Auswege finden.
Und auch, wenn die Gathe im Zentrum Elberfelds liegt: Von der Qualitätsoffensive, die Millionen in die City pumpt, bekommt sie nichts ab. Keine neue Erfahrung: Auch bei der Förderkulisse „Stadtumbau West“ blieb die Gathe größtenteils außen vor. Lediglich die westliche Seite profitierte. Hauseigentümer konnten sich zum Beispiel am Fassadenprogramm beteiligen.