Hauptschulmodell: Nur 12 von 100 machen eine betriebliche Lehre

Nach Hamburger Vorbild soll sich die Ausbildungsquote deutlich erhöhen. Ein Weg: Kontakte zulassen.

Wuppertal. Die Ausgangslage birgt sozialen Sprengstoff in sich: Nur etwa zwölf Prozent der jährlich gut 1000 Abgänger von der Hauptschule beginnen nach ihrer Schulzeit eine betriebliche Ausbildung. Dazu kommt die Erkenntnis, dass gut und gerne drei Viertel der rund 22 000 Arbeitslosen in Wuppertal keine Berufsausbildung absolviert haben. Wenn dann zum Beispiel noch schwierige familiäre Hintergründe hinzukommen, ist schnell der erste Schritt in eine Parallelgesellschaft gemacht, erklärt Stefan Kulozik, Chef der Agentur für Arbeit. Und dann wird es auch gesellschaftlich richtig teuer, wie alle Beteiligten wissen.

Um die Ausbildungsquote zu erhöhen, gibt es an vielen der 13 Wuppertaler Hauptschulen bereits die unterschiedlichsten Berufsfindungsprojekte. Nun kommt ein Übergreifendes hinzu. Mit im Boot sitzen Arbeitsagentur, Stadt, IHK, Bergische Unternehmerverbände, Kreishandwerkerschaft, Regionalagentur und Schulamt - eine durchaus heterogen zusammengesetzte Gruppe also. Ein Kerngedanke des Projekts: Kommen Arbeitgeber erst einmal mit Hauptschülern ins Gespräch, so gehören Vorurteile schnell der Vergangenheit an. Wer die Hauptschüler kennenlernt, der entdeckt auch deren Kompetenzen, heißt es. Schließlich gelte es auch, die wachsende Qualitätslücke zu schließen. Denn sonst gebe es immer mehr Jugendliche ohne Ausbildungsstelle und immer häufiger Betriebe ohne Auszubildende.

Ganz praktisch soll nach der gestrigen Auftaktkonferenz für das Wuppertaler Hauptschulmodell zum Beispiel der Berufswahlpass flächendeckend eingeführt werden. Darin sind die Aktivitäten jedes Schülers ab Klasse 7 niedergeschrieben. Das kann auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz hilfreich sein. Gleiches gilt, wenn ein potenzieller Arbeitgeber Tipps zum Auftritt, zum Benehmen und zum Bewerbungsgespräch gibt. Da bleibt nach Überzeugung der Initiatoren mehr hängen, als wenn Lehrer oder Eltern das Gleiche sagen.

Vor allem aber - das fordern die Hauptschulen - muss die Wirtschaft mitziehen, aufhören die Schüler zu stigmatisieren und Plätze bereitstellen. Noch gibt es in Wuppertal aber auch Berichte darüber, dass einzelne Arbeitgeber es pauschal ablehnen, Hauptschüler aufzunehmen. Ziel des neuen auch finanziell durch Stadt und Arbeitsagentur getragenen Projektes ist unter anderem, solche starren Haltungen zu lösen. In Hamburg ist das gelungen. Das Projekt steigerte die Ausbildungsquote dort auf 30 Prozent. Das Feld dafür ist spätestens jetzt auch in Wuppertal bestellt.