Hinter Rigips ist so manches architektonische Juwel versteckt
Am Tag der Architketur konnten Beispiele für gelungene energetische Sanierungen in Wuppertal besichtigt werden.
Wuppertal. Beeindruckt verlässt Holger Inden die Realschule an der Helmholtzstraße 40. Von 1975 bis 1981 hatte er in diesem Gebäude Unterricht gehabt, aber die Stuckdecken, die er am Wochenende beim Tag der Architektur zu Gesicht bekommt, hatte er in jenen Jahren nicht kennengelernt. Denn nach der Mode der Nachkriegszeit waren die schönen Details aus den Anfangsjahren der Schule damals unter Billigmaterialien versteckt. „Man kann heute gar nicht mehr nachvollziehen, mit welchem Geist so etwas geschehen ist“, sagt Achim Wolf von PBS Architekten.
Mit Akribie hat das Expertenteam in den vergangenen Jahren an der Sanierung und Restaurierung der Schule gearbeitet und dabei freigelegt, was an Schätzen unter PVC und Rigips verborgen lag. „Es ist schon erstaunlich, wie haltbar die Materialien von einst waren“, sagt Achim Wolf anerkennend über die Architektur des Jahres 1900.
Aufgabe war es aber nicht nur, alte Verkleidungen zu entfernen. Vielmehr musste auch Barrierefreiheit geschaffen und eine energetische Sanierung vorgenommen werden — all das während eines laufenden Schulbetriebs. Darauf wurden fünf Millionen Euro verwendet.
Noch sind nicht alle Arbeiten abgeschlossen, denn außer der Turnhalle bedarf auch das ehemalige Domizil des Direktors weiterer Pflege. Dort wohnt jetzt der Hausmeister. „Es gibt ja heutzutage keinen Direktor mehr, der auf dem Gelände seiner Schule wohnen möchte.“
Gänzlich anderer Natur waren die Aufgaben für die Architekten bei einer Villa an der Platzhoffstraße 8, die ebenfalls am Wochenende beim Tag der Architektur besichtigt werden konnte. Das Vorderhaus dient seit langem als Wohn- und Atelierhaus des Künstlers Peter Schmersal, dem das Hinterhaus wegen des maroden Zustands nicht mehr nutzbar erschien. Dass Teile fast nur noch von Gips und Tapete gehalten schienen, bestätigt die Architektin Kay Fescharek, die Büros in Wuppertal und Berlin betreibt. Mit einer Besuchergruppe steht sie auf der Dachterrasse, die ehemals ein einfaches Teerpappendach war, und genießt Aussicht und Sonnenschein.
„Das Rosa verleiht dem Garten ein warmes Licht“, sagt sie über die Wahl der Farbe, mit der sie einige Architekturdetails abgesetzt hat. Zu diesem Farbton passen die Hängefuchsien, die sich der Sonne entgegen recken.
Hinter solchen hübschen Details steckt die harte Arbeit, die im August 2010 begonnen und im März 2011 beendet wurde. Etwa 70 Besucher hätten das schon bestaunt, berichtet Fescharek am Samstag gegen 14 Uhr. Dabei stand gestern ein weiterer Besichtigungstag an der Platzhoffstraße an. Hin und wieder hatten die Besucher nicht nur Fragen, sondern sie steuern auch interessante Anregungen für die Nutzung beispielhafter Architektur bei. Eine Dame im Briller Viertel, so berichtet ein Gast, lasse Studenten bei sich wohnen, die sie im Gegenzug unterstützen. Ein überdenkenswertes Konzept für die Nutzung der Altbauten.