„Ich denke viel nach über meine Songs“

Suzanne Vega kommt am 11. Juli in die Stadthalle - ihr einziger Auftritt in NRW.

Wuppertal. Die Singer-Songwriterin Suzanne Vega (56) wurde 1987 mit dem Song „Luka“ bekannt ebenso mit dem oft gecoverten A-Capella-Lied „Tom’s Diner“. Sie hat bisher acht Alben produziert, auf ihrer aktuellen Tournee stellt sie das 2014 veröffentlichte Album "Tales from the Realm of the Queeln of Pentacles" vor. Die WZ hat vor Tournee-Start mit ihr gesprochen.

Frau Vega, auf was freuen Sie sich bei der Tournee? Gibt es etwas, was Ihnen am Unterwegssein nicht so gefällt?

Suzanne Vega: Ich freue mich auf die Auftritte, das ist etwas, was ich liebe. In diesem Jahr bin ich noch nicht oft aufgetreten, und ich vermisse es. Ich werde alte und neue Songs spielen. Ich bin gern auf Tournee, die Hotels sind meistens in Ordnung. Manchmal bin ich erschöpft, aber das bin ich auch zu Hause.

Sie sind seit 30 Jahren im Musikgeschäft. Was hat sich verändert?

Vega: Die Musikindustrie hat sich enorm verändert, aber die Art, Musik zu machen nicht — überhaupt nicht. Sie besteht aus einer Person, ihrem Instrument und dem Publikum. Aber die Musikfirmen sind nicht mehr so mächtig, denn die Leute zahlen nicht mehr für Musik. Man muss auf Tournee gehen, um Geld zu verdienen — außer man ist Taylor Swift. Für Musiker, die gern auf Tournee gehen, ist das ja großartig.

Sie haben sich für die bessere Wahrnehmung von Frauen in der Musik engagiert. Hat sich da etwas verändert?

Vega: Heute sind weibliche Musiker viel normaler geworden. Als ich in meinen Zwanzigern war, habe ich entdeckt, dass meine Großmutter Schlagzeugerin in einer Mädchenband war — in den 30er Jahren! Das ist doch Ironie, dass wir die Vorstellung hatten, dass Frauen keine Musik machen. Heute ist es zum Glück nicht mehr so ungewöhnlich, heute machen Frauen alle möglichen Sorten von Musik.

Was hat diesen Wandel bewirkt?

Vega: Die Menschen haben gemerkt, dass man damit auch Geld machen kann. Die Leute neigen dazu, dem Geld zu folgen, so einfach ist das.

Was ist zuerst da: Ihre ausgefeilten Texte oder die Musik?

Vega: Das ist bei jedem Song anders. Manchmal sind die Texte das erste, manchmal die Musik. Bei „Tom’s Diner“ war die Musik zuerst da, ich glaube, bei „The Queen and the Soldier“ war der Text zuerst da. Und manchmal entsteht beides gleichzeitig. Das ist ein großes Geschenk.

Wie schreiben Sie Ihre Songs? Sitzen Sie dabei am Tisch oder fallen sie Ihnen unterwegs ein?

Vega: Das hängt davon ab, ob ich einen Abgabetermin habe. Wenn etwas fertig werden muss, sitze ich am Studiotisch. Aber manchmal, wenn ich durch die Straßen gehe — New York ist eine großartige Stadt zum Laufen — wenn ich also gehe und ein Rhythmus entsteht, dann wird daraus ein Song.

Wie lange brauchen Sie, bis ein Lied fertig ist?

Vega: Manchmal Monate. Dann fange ich immer wieder von vorn an. Ich denke sehr viel nach über meine Songs. Und dann setze ich mich hin und schreibe es in kurzer Zeit auf.

Ihr aktuelles Album hat sehr existienzielle Themen wie Tod, richtige Entscheidungen, Visionen einer besseren Welt. Gibt es einen besonderen Grund dafür?

Vega: Ja, es handelt tatsächlich von der Vision einer besseren Welt, davon, wie die spirituelle Welt und die materielle Welt interagieren. Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass ich älter werde. Du siehst Menschen kommen und gehen. Du siehst sie sterben und fragst dich, woher sie kommen und wohin sie gehen. Das hat mich in eine sehr nachdenkliche Stimmung gebracht.

Gab es ein spezielles Erlebnis, das Sie beeinflusst hat?

Vega: Der Song „Silver Bridge“ bezieht sich auf den Tod meines Schwiegervaters. Es war ein sehr friedlicher Tod, denn er war zu Hause, mit seiner Familie zusammen. Man könnte sagen, es war ein guter Tod.

Sie scheinen keine Scheu vor den Neuen Medien zu haben.

Vega: Ich bin offen für neue Technologien. Auch wenn ich selbst akustische Gitarre spiele, war ich immer auch offen für das Zusammenspiel mit dem Synthesizer. Ich heiße die Technik willkommen. Meine Mutter war Computer-Spezialistin, wir hatten schon in den 70er Jahren Computer zu Hause.

Sie machen Musik, haben Gedichte und Essays veröffentlicht, haben Theater gemacht, bewegen sich also spartenübergreifend. Gibt es da aktuell weitere Pläne?

Vega: Ich schreibe vielleicht ein Buch — irgendwann in der Zukunft.

Kennen Sie Wuppertal? Wissen Sie etwas über die Stadt?

Vega: Nein, muss ich gestehen. Wie ist sie?

Berühmt ist Wuppertal für seine Schwebebahn, einen Zug, der einige Meter oberhalb eines Flusses fährt. Vielleicht können Sie sie ausprobieren.

Vega: Ich habe aber Höhenangst!

So hoch ist es nicht. Wuppertal ist außerdem sehr grün und hügelig. Und Sie werden in einer wunderschönen alten Halle auftreten. Haben Sie sonst einen Bezug zu Deutschland?

Vega: Mein Großvater hieß Schuhmacher. Er kam Anfang des 20. Jahrhunderts nach Amerika, lernte meine Großmutter aus Schweden kennen. Meine Mutter würde mehr darüber wissen. Sie hat mich einmal nach Deutschland begleitet und war sehr glücklich darüber. Sie ist sehr stolz auf ihre deutsch-schwedische Abstammung.