„Innenstadtentwicklung ist ein Marathon“ Bei der Konferenz in der Kirche am Kolk ging es um aktuelle Projekte und positive Beispiele für Bauvorhaben

Wuppertal · Rund 100 Gäste fanden sich am Mittwochabend in der Kirche am Kolk ein: Die Stadt hatte zur Innenstadtkonferenz geladen.

Rund 100 Gäste nahmen an der Innenstadtkonferenz in der Kirche am Kolk teil.

Foto: Andreas Fischer

Sie nutzte den zweieinhalbstündigen offiziellen Teil, um die Interessierten nicht nur über den Stand der aktuellen Projekte wie Elberfeld 2030, die damit einhergehende Fernwärmestrategie der WSW und das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) zu informieren, sondern auch, um einige positive Beispiele zu zeigen, die die Innenstadt in näherer Zukunft aufwerten sollen.

Über dem Abend hing vor allem das Wort „Harmonie“ – besonders wenn man ihn etwa mit dem Informationsabend zu den Bauarbeiten zur Fernwärme an der Neumarktstraße vergangene Woche (die WZ berichtete) vergleicht. Dort wurde zwar die Notwendigkeit der Arbeiten gesehen, der Unmut und die Skepsis über die baldige weitere Baustelle direkt vor der (Laden-)Tür war aber deutlich hörbar. Bei der Veranstaltung der Stadt war es hingegen höchstens ein leises Geraune, wenn bei der ein oder anderen Ausführung ein „als ob“ oder „wer’s glaubt“ fallen gelassen wurde.

Tatsächlich möchte die Stadt bei der Kommunikation alles besser machen als bei vorherigen Arbeiten. Die Innenstadtkonferenz jetzt soll ein Anfang dafür sein, ließ aber zu lange auf sich warten. Das Format, das eigentlich im Halbjahres-Rhythmus wiederholt werden sollte, gab es zuletzt im Mai 2023. Die Stadt verweist auf das Baustelleninfo-Büro, das seit 2024 an der Schwanenstraße ist.

Erfolgreiche Teilprojekte, Probleme und Pläne

Es war in erster Linie ein informativer Termin. Rüdiger Bleck, Ressortleiter Stadtentwicklung und Städtebau, ging auf die Entwicklungsgeschichte des ISEK Elberfeld ein. Er berichtete komprimiert über erfolgreich beendete Teilprojekte wie den Döppersberg, sprach die Schwierigkeiten an, die seit knapp zehn Jahren im Rahmen der Umgestaltung der Innenstadt zu Verzögerungen oder Problemen führen: Die erfolgreiche Integration des Fernwärmeausbaus der WSW (dessen Sachstand Jochen Kurrle vom Projektbüro Drees und Sommer vorstellte), die Pandemie, die dazwischen funkte, die archäologischen Funde gepaart mit dem neuen Denkmalschutzgesetz des Landes NRW und schlussendlich auch neue Richtlinien bei den Förderbedingungen des Landes.

„Wenn wir nach Ostern gute Angebote für unsere Ausschreibung zur Umgestaltung für die Poststraße und Alte Freiheit bekommen, können wir noch vor den Sommerferien loslegen“, sagte Bleck. Was weiterhin kommt: Die Aufwertung der Harmoniestraße, Baubeginn ebenfalls im Sommer, und die Umgestaltung des Dewerth’schen Gartens sowie die Vorbereitung auf die Aufwertung der Aue.

Projekte, die von privaten Investoren oder der Stadt umgesetzt werden, wurden ebenfalls vorgestellt: Bundesbahndirektion, historisches Hauptbahnhofsgebäude, ehemaliges Commerzbank-Gebäude und das Pina-Bausch-Zentrum. In einer Art Podiumsgespräch stellten die Verantwortlichen die Bauvorhaben und Projekte wie Coworking im „Studio One“ vor, Markus Rathke vom Bund Deutscher Architekten betrachtete die Innenstadtentwicklung aus Architekten-Sicht.

Das mögliche Bild, das so von der zukünftigen Elberfelder Innenstadt gezeichnet wird, ist durchaus attraktiv und spannend – so fassen es auch die Beteiligten zusammen. Insbesondere die begrünte Commerzbank und das Potenzial von ähnlichen intensiven Pflanzkonzepten an Hauswänden der Poststraße fasziniert nicht nur hinsichtlich des Klimaaspekts, sondern auch als Tourismusmagnet. „Menschen fliegen um den halben Globus, um in Singapur begrünte Fassaden zu sehen – dabei könnten wir so etwas auch in Wuppertal schaffen“, sagte Rathke. Bettina Milz (Pina-Bausch-Zentrum) ergänzte: „Grüne Innenstädte machen Menschen glücklich, das ist nachgewiesen.“

Vieles wurde gelobt, die Entwicklung der Verwaltung, der Planung, der bislang erfolgten Umsetzung. Ein Kritikpunkt kam allerdings aus dem Publikum: was mit dem Mobilitätskonzept sei? „Das sind mittelfristige Themen, die wir mit dem Verkehrsressort angehen wollen und bislang nicht genug Tempo zeigten“, gibt Bleck zu. Rathke mahnt an, die Verzögerungen beim Fernwärmeausbau zu nutzen und dringend mit weiteren Planungen zu beginnen. Schlussendlich bleibt die Entwicklung der Innenstadt aber ein Marathon, bei dem auch viel Kommunikation dazugehört. Für die Zukunft soll das in den Fokus rücken.