Wuppertal Josef Hader zeigt seinen Film „Wilde Maus“ im Rex

Die Premiere von „Wilde Maus“ war für den Kabarettisten ein Heimspiel: Als das Kino noch eine Kleinkunstbühne war, hat er dort gespielt.

Foto: Gerhard Bartsch

Wuppertal. Die „Wilde Maus“ zu Gast im Rex-Kino — für Josef Hader war die Wuppertal-Premiere seines neuen Films fast ein Heimspiel. Als das Rex noch eine Kleinkunstbühne war, hat der Österreicher hier seine Kabarettprogramme gespielt. Am Montagabend stand er im ausverkauften großen Saal des Kinos und beantwortete vor der Filmvorführung Besucherfragen.

An die Vergangenheit des Hauses könne man doch anknüpfen, meinte Hader launig. „Warum gibt’s hier kein Kabarett mehr?“, wandte er sich an Kinobetreiber Mustafa El Mesaoudi. „Kann ich nicht herkommen und Kabarett spielen?“ Den kräftigen Applaus seiner gut 200 Zuhörer konnte man als „Ja!“ interpretieren.

Gut, dass das Publikumsgespräch kaum weniger amüsant als eine Kabarettnummer war. Entspannt und pointiert sprach der 55-Jährige, den Kinobesucher vor allem als kauzigen Privatdetektiv Simon Brenner kennen („Der Knochenmann“, „Das ewige Leben“), über seine Tragikomödie „Wilde Maus“. Der Film ist ein lange gehegtes Projekt, bei dem er erstmalig Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller in einer Person war.

Wie war das zum Beispiel mit der Winter-Szene, die das Filmplakat zeigt? Dort sieht man den Anti-Helden, den geschassten Journalisten Georg, nackt und ziemlich lädiert im Schnee hocken. Das sei „verschärfte Wellness“ bei Minustemperaturen gewesen, berichtete der Hauptdarsteller von den Dreharbeiten, aber keine echte Herausforderung. „Man muss jemanden spielen, dem kalt ist und der weg will — das war nicht schwer.“

Warum ausgerechnet ein Musikkritiker die Hauptfigur sei, lautete eine andere Frage. Die Wahl sei realistisch, erklärte Hader, „weil heute viele Journalisten kämpfen müssen, weil es in dem Bereich eine Krise gibt.“ Außerdem habe er „unbedingt klassische Musik“ im Film unterbringen wollen. Der Soundtrack von Vivaldi bis Schubert hat einen eigenen Reiz und ist ein Gegengewicht zur oft grotesken Handlung.

Um seine Hauptfigur hat der Regiedebütant mit Nora von Waldstätten, Georg Friedrich, und Denis Moschitto eine erstklassige deutsch-österreichische Darstellerriege versammelt. Der Dortmunder „Tatort“-Kommissar Jörg Hartmann spielt den Chefredakteur, der Georg gleich in einer der ersten Szenen kaltlächelnd abserviert.

Hartmann war Haders Wunschkandidat. Er habe nach einem Schauspieler gesucht, der sich vor der Kamera wie ein großes Kind benehmen könne. Kindisch könnte man auch den Rachefeldzug des Ex-Journalisten nennen, wären da nicht die Schusswaffen, mit denen er im Film immer selbstbewusster hantiert.

Dennoch sei „Wilde Maus“ keine österreichische Variante eines Rache-Thrillers à la „Ein Mann sieht rot“, erklärte Hader beim Interview im Kino-Foyer. „Es ist eine Komödie, wo man bis zum Ende mit dem schlimmsten Ausgang rechnen muss. Ich wollte vermeiden, dass die Komödie die Probleme kleiner macht als sie sind.“

Probleme hat Georg schließlich schon genug. Da ist nicht nur der Kinderwunsch seiner — auch nicht mehr jungen — Ehefrau Johanna, der ihm auf die Nerven geht. Auch seine Kündigung mag er ihr gegenüber nicht eingestehen. Sein Schöpfer nennt Georg einen „sehr bürgerlichen Wutbürger“. „Er ist kein entschlossener Mensch, versucht aber, einer zu sein. Im Film passiert ihm genug, dass der Zuschauer Mitleid haben muss.“

Die Ehefrau spielt Pia Hierzegger hinreißend kratzbürstig. Ihre gemeinsamen Szenen mit Hader waren schöne Beispiele für die treffsicheren Dialoge des Drehbuchs und sorgten bei der Vorführung im Rex für beste Stimmung.

Buch, Regie, Spiel — war die dreifache Verantwortung für Hader kein Problem? Zu Beginn habe er schon „wahnsinnig Angst“ gehabt, gab er zu. Aber im Laufe des Projekts habe er die Arbeit auf drei verschiedenen Positionen zu schätzen gelernt.

Der nächste Film von und mit Hader ist also durchaus wahrscheinlich. „Mit einem eigenen Drehbuch möchte ich das gerne wieder machen“, betonte er. „Ich habe da unbestimmte, kleine Ideen — ich brauche Ruhe, sie auszubrüten.“