Wuppertal Open Data in Wuppertal: Mehr Transparenz in Politik und Gesellschaft ist das Ziel
Im Bahnhof Mirke wurde über die Vorteile offener Daten diskutiert. Die Stadtverwaltung stellte ihre ersten Erkenntnisse zu einem neuem Portal vor.
Wuppertal. Stadtverwaltungen, Behörden und andere öffentliche Einrichtungen verwalten eine Unzahl von Daten. Manche unterliegen dem Datenschutz und dürfen nicht öffentlich gemacht werden, viele könnten aber durchaus der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Um den Bürgern möglichst viele dieser Daten bereit zu stellen und die Arbeit öffentlicher Stellen transparenter zu machen, hat die Stadt Wuppertal im vergangenen Herbst ein Open-Data-Portal online geschaltet.
Wie sich das Portal www.offenedaten-wuppertal.de nach rund einem halben Jahr eingespielt hat, was bislang erreicht wurde und wo noch Nachholbedarf besteht - darüber wurde beim Open-Data-Wochenende in Utopiastadt im Bahnhof Mirke gesprochen.
Rund 30 Teilnehmer aus den Bereichen IT, Medien, Hochschulen und Stadtverwaltung kamen zu der Veranstaltung, die seit 2012 stattfindet. In diesem Jahr habe man eine Rekordzahl bei den Teilnehmern erreicht, freute sich Organisatorin Cathy Klappert von der Opendata-Initiative.
Der Initiative gehe es darum, möglichst viele Daten öffentlich zu machen und den Bürgern zur Verfügung zu stellen. Das könnten Daten darüber sein, ob und welche Bauarbeiten gerade in der Straße anstehen, in der man wohnt. Auch bei politischen Entscheidungsprozessen - zum Beispiel der Erstellung des Haushalts - könnten solche Daten sinnvoll sein.
Erfreut zeigten sich die Unterstützer der Nutzbarmachung offener Daten über den Besuch des städtischen Dezernenten für Bürgerbeteiligung und E-Government, Panagiotis Paschalis. Paschalis begrüßte im Namen der Stadt die Teilnehmer. Mit ihrem Open-Data-Portal wolle die Stadt für mehr Transparenz bei Entscheidungsprozessen sorgen und einen „gesellschaftlichen Dialog auf Augenhöhe“ führen (siehe Interview).
Einen Blick auf den bislang erreichten Stand bei dem Open-Data-Portal warf Ursula Wittenzellner, die bei der Stadtverwaltung für den Bereich E-Government zuständig ist. Mit 27 Datensätzen war die Stadt im letzten Herbst gestartet, mittlerweile finden sich auf www.offenedaten-wuppertal.de mehr als 50 Datensätze. Momentan wünsche man sich eine noch stärkere Vernetzung mit anderen Institutionen und deren Daten - das können Behörden von Land und Bund, aber auch die Universität, die Wuppertaler Stadtwerke oder die Polizei sein.
Auch wenn die Stadt noch auf Kooperationspartner angewiesen ist, so sah Wittenzellner durchaus Anzeichen für einen Mentalitätswandel in den Behörden: „Früher saß man auf seinen Daten, keiner wollte sie rausgeben“, sagte sie. Mittlerweile gingen die Behörden in vielen Kommunen die Sache deutlich „proaktiver“ an, seien grundsätzlich bereit, ihre Daten zu veröffentlichen. Laut Wittenzellner gibt es neben den Vorteilen für die Zivilgesellschaft auch einen volkswirtschaftlichen Nutzen, wenn Daten frei zur Verfügung gestellt werden. Berechnungen zufolge könnten pro Jahr zusätzlich Umsätze von über 43 Milliarden Euro generiert werden, 20 000 zusätzliche Arbeitsplätze könnten entstehen.
Welchen Erkenntnisgewinn die Nutzung von Daten haben kann, machte Wittenzellner mit einem Beispiel deutlich. So hatte die Opendatal-Initiative gemeinsam mit der Stadt die Haushaltsdaten seit dem Jahr 2012 visualisiert. In einer bunten Kachelgrafik werden die Relationen in den einzelnen Haushaltsposten deutlich transparenter gemacht als in der traditionellen und mühsam zu lesenden Auflistung der Ausgaben.
Bei der Nutzbarmachung der Daten geht es zudem um die Frage des „Wie“. Viele der Informationen zu städtischen Planungen stünden zwar schon auf den Internetseiten der Stadt zur Verfügung - etwa über das Ratsinformationssystem -, allerdings seien die Daten für den Bürger „nicht griffig“ genug, erklärte Franziska Fischer vom Dezernat Bürgerbeteiligung.
Mit anderen Worten: Die Daten sind zwar da, erreichen aufgrund fehlender Transparenz aber nicht den Adressaten. Hier möchte die Stadt künftig neue Wege beschreiten. So soll die Bürgerbeteiligung rund um den Doppelhaushalt 2018/19 deutlich verstärkt werden. Mit vielfältigen Aktionen will die Stadt in den kommenden Monaten dafür werben, dass sich noch mehr Bürger in die Planungen für den Haushalt einbringen. Gerade im Bereich des kommunalen Haushaltes sollten die Bürger ein Interesse an Mitsprache und Transparenz haben, betonte Fischer.
Für das Thema müssen sie aber offenbar noch sensibilisiert werden: So gab es in den letzten drei Jahren schon Bürgerbeteiligungen zu den städtischen Etats. Im vergangenen Jahr beteiligen sich aber nicht einmal 100 Bürger an der Diskussion.