Karl Otto Mühl ist im Alter von 97 Jahren gestorben Der Autor der Wuppertaler Alltagsgeschichten ist tot

Karl Otto Mühl ist im Alter von 97 Jahren gestorben.

Karl Otto Mühl schrieb über die ganz normalen Menschen.  Archivfoto:  Fries

Foto: Fries, Stefan (fr)

Seine Stärke seien die Alltäglichkeiten gewesen, die er in einer ganz besonderen Art aufgeschrieben habe, so dass sie eine eigene Poesie erhielten. Sagt der Schriftsteller und ehemalige Verleger Hermann Schulz über seinen Freund Karl Otto Mühl. Der bekannte Wuppertaler Autor ist im Alter von 97 Jahren gestorben. „Gespräche mit ihm und Lesungen von ihm waren stets ein großer persönlicher Gewinn für mich“, würdigt Kulturdezernent Matthias Nocke den „Doyen der Wuppertaler Literaturszene“, der 1923 in Nürnberg geboren worden, im Alter von sechs Jahren mit der Familie nach Wuppertal gezogen und geblieben war. Hier den Eduard-von-der-Heydt-Kulturpreis 1976 und den Literaturpreis der Enno und Christa Springmann-Stiftung 2006 erhielt.

Der Weg in die Literatur begann früh, verlief aber nicht stringent. Schon in den 1930er Jahren hatte Mühl Geschichten in der Wuppertaler Lokalpresse veröffentlicht. Hatte dann aber eine kaufmännische Lehre absolviert. Im Zweiten Weltkrieg geriet er in Kriegsgefangenschaft, aus der er Ende der 40er Jahre nach Wuppertal zurückkehrte. Er holte das Abitur nach und begann eine „solide“ Laufbahn: Er arbeitete als Werbeleiter, Export-Sachbearbeiter, Verkaufs- und Exportleiter bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1986 in der Metallwarenfabrik Stocko.

Als Kriegsgefangener in Afrika hatte er Theaterstücke verfasst. Hatte in einem Kriegsgefangenenlager in den USA Tankred Dorst kennengelernt, mit dem er einige Jahre später in Wuppertal die Künstlergruppe „Der Turm“ gründete. Der Wiedereintritt ins Berufsleben unterband die schriftstellerische Tätigkeit für lange Jahre, Erst ab 1964 begann er wieder, in seiner Freizeit literarische Texte zu verfassen. Der Durchbruch gelang ihm 1974 mit dem Theaterstück „Rheinpromenade“. Die kritisch-realistische Schilderung eines kleinbürgerlichen Schicksals traf den Nerv der Zeit, wurde an vielen Theatern aufgeführt.

Karl Otto Mühl war auch
ein großer Kommunikator

Sein erster großer Erfolg als Romanautor war 1975 „Siebenschläfer“, das seine Erlebnisse als Kriegsrückkehrer in Wuppertal festhielt. Mühl stand den Menschen der Stadt nahe, die ihm immer wieder Stoff für seine Geschichten lieferten. In den Stehcafébänden“ etwa, die „seine Schreibfähigkeit und sein Menschenverständnis“ spiegeln, so Schulz. Oder in den Geschichten, die er mit seiner Schwiegermutter erlebte, die er mit viel Humor und Menschlichkeit festhielt. Mühl, der Dramatiker, Autor vieler autobiografisch geprägter Romane, Kinderbücher, Gedichte und Hörspiele war. Im letzten Jahr übergab er sein Archiv an die Bergische Universität. In einigen Wochen erscheint sein letztes Werk, „Mein Leben als Greis“, wieder im Nordpark Verlag, der viele seiner Bücher herausgab.

Mühl sei ein großer Kommunikator gewesen, der Schulz selbst in den Schriftstellerverband holte, um diesen gemeinsam neu aufzubauen. Der am Bergischen Kolleg in einer Schreibwerkstatt Jugendlichen das Schreiben beibrachte. Der mit anderen zusammen die „Lesefreuden“ ins Leben rief, die mittlerweile hundert Lesungen pro Jahr in Altenheimen organisieren. Seit 1970 war er mit seiner Frau Dagmar verheiratet. Die beiden haben drei Töchter und zwei Enkel. In der Nacht auf Freitag starb ein „ungewöhnlicher Mensch, der über Wuppertal hinaus anerkannt war“, sagt Autor und Freund Ernst-Andreas Ziegler. mws