Kinderhospizdienste fürchten Konkurrenz
Neben der Caritas kümmert sich jetzt auch die Hospizgruppe am Reformierten Gemeindestift um todkranke Kinder.
Wuppertal. In Familien mit einem todkranken Kind werden die natürlichen Gesetze auf dramatische Weise außer Kraft gesetzt - deshalb kann die Unterstützung für die Betroffenen gar nicht groß genug sein. Dennoch hat die Einrichtung eines zweiten ambulanten Kinderhospizdienstes in der Stadt jetzt für Unstimmigkeiten gesorgt.
Zum Hintergrund: Die Ökumenische Hospizgruppe am Reformierten Gemeindestift hat den Kinderhospizdienst "Pusteblume" gegründet, der Familien zu Hause, aber auch in der Kinderklinik betreut. Die Initiative ging von Pfarrerin Tabea Luhmann aus. Sie arbeitet mit einer halben Stelle beim evangelischen Kirchenkreis Wuppertal und leitet dabei die Hospizgruppe am Reformierten Gemeindestift und arbeitet gleichzeitig in der Helios-Kinderklinik als Krankenhausseelsorgerin. Dort kümmert sich Tabea Luhmann um todkranke Kinder und ihre Familien.
Bereits seit Anfang 2007 gibt es den ambulanten Kinderhospizdienst der Caritas, der von Wuppertal aus das Bergische Land mit derzeit 20 betroffenen Familien betreut. Beide Hospizdienste bekommen kein Geld von der Stadt, sondern finanzieren ihre Arbeit - die für die Betroffenen kostenlos ist - ausschließlich über Spenden.
Für die Caritas kam die Nachricht eines zweiten Anbieters offenbar überraschend: "Wir waren darüber nicht ganz glücklich", gibt Caritas-Direktor Eckhard Arens zu. Er hätte sich gewünscht, dass sich die Beteiligten vorab gemeinsam an einen Tisch gesetzt hätten, und verweist dabei auf die erfolgreiche Zusammenarbeit beim stationären Hospiz am Dönberg.
Schon lange vor der Einrichtung ihres Kinderhospizdienstes habe die Caritas mit den Vorbereitungen begonnen und dafür viel Zustimmung und vor allem Bedarf aus der Region signalisiert bekommen. Dennoch sagt er: "Ich bin für die Wahlmöglichkeit der freien Wohlfahrtspflege." Natürlich könne man niemandem verbieten, ebenfalls einen Hospizdienst für Kinder zu gründen.
Auch Superintendent Manfred Rekowski spricht sich grundsätzlich für die "konfessionelle Vielfalt" des Angebots aus. Aus seiner Sicht gibt es in der Stadt auch mit der Gründung von "Pusteblume" kein Überangebot, gleichzeitig sagt er aber: "Im Interesse der Sache hätte ich mir das Vorgehen anders vorstellen können." Die Irritationen seien betrüblich, sinnvoller wäre es, die Kräfte zu bündeln, um die betroffenen Familien angemessen begleiten zu können.
Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist übrigens bereits getan: Für Donnerstag lädt der Bundesverband Kinderhospiz e.V, Dachverband für den Hospizdienst "Pusteblume", in die Art-Fabrik ein. Dort wird die Wuppertaler Schauspielerin Ann-Kathrin Kramer als neue Botschafterin der Bundesstiftung Kinderhospiz vorgestellt.
Nach den Unstimmigkeiten lud Gründungsstifter Erich Bethe jetzt auch den Kinderhospizdienst der Caritas, der zum Deutschen Kinderhospizverein gehört, zu der Veranstaltung ein. "Es geht um Kinder und ihre Familien. In Wuppertal ist Platz für zwei Einrichtungen", sagte Bethe versöhnlich.