„Filmmusik Live – von Hans Zimmer bis John Williams“ Konzertabend in Wuppertal — Packend wie ein Thriller
Wuppertal · Die Philharmonie Leipzig demonstrierte in der Stadthalle wie Filmmusik Emotionen transportiert.
Die berühmte Fanfare des Studios „20th Century“ haben Filmfans schon so oft vor bekannten Blockbustern gehört, dass sofort Kinogefühle aufkommen. Auch wenn es gar keine Leinwand gibt. Die Gäste der Philharmonie Leipzig machten das am Freitagabend in der Historischen Stadthalle möglich. Als sie zu Beginn des Abends die ikonische Komposition aus dem Jahr 1933 in voller Pracht erklingen ließen, war man geneigt, nach der Popcorntüte zu greifen. Freudige Erwartung auf Abenteuer, Action und Liebesdramen erblühte. Aber das alles ohne Bildsprache? Es geht. Unter dem Titel „Filmmusik Live – von Hans Zimmer bis John Williams“ verbreitete das Orchester, dirigiert von Michael Koehler, den Zauber von fernen Galaxien und unerforschten Inseln rein durch die Kraft der Musik.
Die Moderation des Abends übernahm Roman Petermann, der das Publikum mit einer Gesangseinlage einstimmte. Bei seiner Interpretation von „Beyond the Sea“ liefen wohl bei den wenigstens im Publikum vor dem inneren Auge Bilder des Chanson-Gesangs von Charles Trinet ab, sondern die aus dem Film „Findet Nemo“, in dem eine Cover-Version von Popstar Robbie Williams zu hören ist. Petermann lockerte die Stimmung zwischen den Stücken immer wieder auf, griff dazu auch schon mal auf Smalltalk in Richtung Saal zurück, der mit einem heterogenen Publikum gefüllt war: Schicke Abendkleidung war da ebenso vertreten, wie ein gemütlicher Hoodie. „Ich muss gestehen, es ist mein erstes Mal in Wuppertal“, stieg Petermann ein. Er wolle aber unbedingt mit der Schwebebahn fahren. Bis wann das denn gehe. „23 Uhr? Dann müssen wir uns ranhalten.“
Eine Komposition erzählt von Traumwelten und ablaufender Zeit
Richtig. Genug der Beilagen, es ging ans Hauptgericht. Die heroischen Klänge des „Superman“-Themes von John Williams, aus dessen Feder auch die Musik von Filmklassikern wie „Der weiße Hai“, „E.T.“ oder „Harry Potter“ stammt, demonstrierte erstmals eindrucksvoll, wie viel Spannung durch gekonnte Komposition in einen Film transportiert wird. Die Blechbläser lassen den Helden triumphieren, die Streicher schaffen emotionale Tiefe und die Schlaginstrumente verbinden dramaturgisch die Elemente.
Einer der nächsten Höhepunkte des Abends war das Motiv zum Film „Inception“. Der deutsche Hollywood-Profi Hans Zimmer hatte für Christopher Nolans komplexen Action-Film eine Komposition geschaffen, die sich eng an der Handlung orientiert und Motive wie Traumwelten und Zeitdruck über die Musik transportiert. Eindrucksvoll ließ die Fassung der Philharmonie leise Pianoklänge an bombastische Passagen mit vollem Orchester stoßen.
Gerade aus den Traumwelten aufgewacht, nahte auch schon das Williams-Werk zum Abenteuerfilm „Jurassic Park“. Hier plötzlich erhabene Klänge in Dur und ein wiederkehrendes Thema, das zwangsläufig die Erinnerungen an die majestätische Dinosaurier-Insel weckt.
Konzertmeister Holger Engelhardt und seine Mitstreiter ließen die Qualität im weiteren Verlauf des Abends nicht abflachen: „Star Wars“ und „Star Trek“, „Herr der Ringe“ und „Game of Thrones“ – der Wiedererkennungswert war so groß wie das Handwerk auf der Bühne.
Ganze drei Mal belohnte das Publikum die Musiker aus Leipzig mit stehenden Ovationen und Handballen betäubendem Applaus. Die konnten gar nicht anders, als zwei Zugaben zum Besten zu geben. Petermanns gefühlvoller Gesang bei „Have Yourself a Merry Little Christmas“ entließ schließlich mit der genau richtigen Prise Schmalzigkeit, die vor Weihnachten erlaubt sein darf, in den Abend.
Am 25. November 2025 kehrt das Orchester zurück in die Historische Stadthalle Wuppertal. Wer so lange nicht warten möchte, kann sich noch für den 17. Dezember dieses Jahres Karten sichern. Dann ist die Philharmonie Leipzig zu Gast in der Düsseldorfer Tonhalle. Restkarten sind noch verfügbar unter: