Kreidezeichen: Das bedeuten die geheimen Codes der Einbrecher
Drei schräge Striche, ein Halbmond oder vier Kreise können viel über Haus und Bewohner verraten. Am besten direkt wegwischen.
Wuppertal. Sie sind kaum sichtbar und werden selten bemerkt. Man findet sie an Hauswänden, Zäunen oder auch an Briefkästen: die Ganuerzinken. Das sind Zeichen, die überwiegend mit Kreide von organisierten Einbrechern oder Dieben an Gebäude gemalt oder an Briefkästen geritzt werden, um damit ihren „Kollegen“ Hinweise zum jeweiligen Objekt zu geben.
Das können Warnungen sein wie zum Beispiel „Bissiger Hund“ und „Polizei wird gerufen“ oder auch Empfehlungen oder Beschreibungen zu den Anwohnern und der möglichen Beute sein. Drei Schräge Striche sollen „bereits beraubt“ bedeuten, ein Halbmond empfiehlt „erst am Abend zu kommen“, und vier Kreise sollen für „fette Beute“ stehen.
Doch sind sie nur ein Mythos oder kriminelle Realität? Laut dem Landeskriminalamt soll es zwischen Gaunerzinken und Einbrüchen keinen signifikanten Zusammenhang geben. Eine Sprecherin: „Ein Abgleich unserer Datenbestände zum dem Thema ergab, dass sich zwischen der Beobachtung von Gaunerzinken und tatsächlich durchgeführten Einbrüchen keine Verbindung feststellen lässt. Aus unserer Sicht sind Gaunerzinken für die Ermittlungen daher nicht relevant.“
Gaunerzinken beziehungsweise Geheimzeichen haben eine lange Tradition. Die ersten dieser grafischen Hinweise sollen sich im 12. und 13. Jahrhundert entwickelt haben und nicht nur von Kriminellen genutzt worden sein. Herumziehende Tagelöhner sollen mit den Zeichen Gebäude und Orte markiert haben, um Hinweis darauf zu geben, wo es Geld für Arbeit gab oder wo man kostenlos übernachten konnte. Aber auch Bettler und Gauner entdeckten diese Art von Kommunikation für sich und ihre Absichten.
Die Polizei rät Bewohnern, die mögliche Zinken an ihrem Haus entdecken, diese zu fotografieren und an sie weiterzuleiten. Zudem sollte die Symbole am besten direkt entfernt werden.
Allerdings weist die Polizei darauf hin, dass Einbrüche oft spontan geschehen, weil Fenster auf Kippe stehengelassen werden oder Balkon- und Haustüren nicht richtig gesichert sind. Zeugen, die verdächtige Personen beobachten, die sich an Fenstern und Türen zu schaffen machen, sollen zur eigenen Sicherheit die Polizei rufen und nicht selbst eingreifen.
Obwohl die dunkle Jahreszeit als Haupteinbruchssaison berüchtigt ist, könne man das im Tal nicht sagen, so Polizeisprecher Stefan Weiand. Wohl aber sei allgemein eine steigende Tendenz festzustellen. Im Vegleich: erstes Halbjahr 2014 357 Einbrüche, 582 im Vergleichszeitraum 2015.
Infos zum Thema Einbruchsschutz gibt es bei der Polizei unter 284-1801 oder online.