Warnung vor KI Kriminalhauptkommissar informiert in Wuppertal über die Strategien von Internetbetrügern

Wuppertal · Der beste Schutz ist das Mitmachen und Bescheid wissen, wenn es um die Nutzung von Smartphones, E-Mail-Programmen und ähnlichem geht.

Jürgen Eick zeigt, wie man sich vor Betrug schützen kann.

Foto: Florian Schmidt

Kriminalhauptkommissar Jürgen Eick von der Kriminalpolizei Essen informierte in den Räumen der AOK in Elberfeld über die gängigen Strategien von Internetbetrügern und zeigte Wege auf, wie man sich vor Betrug im Netz schützen kann. Der Leserservice der WZ hatte zu dieser Veranstaltung eingeladen.

„Bitte beschäftigen Sie sich mit der Technik und den Medien“, lautete der dringende Appell des Präventionsexperten für Internetkriminalität, denn der beste Schutz sei das Mitmachen und Bescheid wissen, wenn es um die Nutzung von Smartphones, E-Mail-Programmen, von Messenger-Diensten oder der Navigation im Internet gehe. „Nur wenn Sie wissen, wie und wo man etwas einrichtet, an- oder abstellt, haben Sie die Kontrolle“, begründete Eick in seinem Vortrag. Er visualisierte Wege und Strategien von Internetbetrügern auf einer riesigen Leinwand und schilderte anonymisierte Praxisbeispiele aus dem kriminalistischen Alltag.

Insbesondere bei Fake-Anrufen, die mit einer Geldübergabe enden sollen, warnte er die Anwesenden davor, sich scheinbar auf solche Maschen einzulassen, um die Betrüger dingfest zu machen. „Machen Sie nicht die Arbeit der Polizei,“ appellierte der Kommissar an die Anwesenden, sich nicht in Gefahr zu begeben.

Offenbar hatte die Mehrzahl der Anwesenden bereits eigene Erfahrungen mit den „Mama, das ist meine neue Telefonnummer“-Anrufen gemacht. In diesem Zusammenhang erläuterte Eick, dass die Betrüger sich einer Software bedienten, die per Zufallsgenerator eine existierende Rufnummer komponiere; die Besitzer dieser Rufnummer seien zunächst nicht persönlich gemeint, allerdings entwickle sich im Laufe einer vertrauensbildenden Korrespondenz ein persönlicher Kontakt, der schließlich zum Betrug – etwa durch eine Geldübergabe – führe. Nicht zu antworten, solche Botschaften zu ignorieren und zu löschen, sei der einzig richtige Weg, erläuterte Eick, und auch wenn es um angebliche Botschaften aus der eigenen Familie gehe, dürften die Zuhörer sicher sein, dass Kinder oder Enkelkinder den persönlichen Kontakt über Telefonate suchten.

Warnung vor der Entwicklung
der Künstlichen Intelligenz

„Das Internet hat die gesamte Welt verändert“, machte der Referent die Dimension der Internetnutzung deutlich und hob die besondere Bedeutung der Smartphones für diese welt- und gesellschaftsverändernden Technologien hervor. Der Unmut war ihm durchaus anzumerken, als er kritisierte: „Und viele Eltern sind der Meinung, dass schon Siebenjährige, die entwicklungsbedingt eine mangelhafte Impulskontrolle haben, ein Instrument mit weltweiter Reichweite haben sollten.“

Im Zusammenhang mit den weitreichenden Folgen der Digitalisierung thematisierte Jürgen Eick auch die rasante Entwicklung im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI). Auch in diesem Zusammenhang appellierte er an die Anwesenden, sich dieser Entwicklung nicht in dem Glauben zu verschließen, es beträfe einen nicht mehr, weil es noch ein langer Weg bis zu ihrem Einzug in den Alltag sei. „Wir reden hier von einem Zeitraum von drei bis fünf Jahren“, skizzierte der Experte für Internetkriminalität ein Bedrohungsszenario, zu dem er auch Praxisbeispiele vorstellte: „Wenn Sie die verzweifelte Stimme ihres Kindes, die Sie seit 30 Jahren kennen, am Telefon von einem schrecklichen Unfall, das es verursacht hat, hören, setzt durch den Adrenalin-Schub die Großhirnrinde außer Funktion.“ Man könne keinen klaren Gedanken mehr fassen und werde so leicht zum steuerbaren Medium für Kriminelle, schilderte Eick Fälle aus der Praxis. In diesem Zusammenhang räumte er mit dem Irrglauben auf, Polizei, Bankmitarbeiter oder städtische Mitarbeiter kämen an die Tür oder kassierten Bar. Auch eine Kaution werde niemals in solchen Zusammenhängen relevant und werde schon gar nicht am Telefon verhandelt, klärte der Kommissar die Zuhörer auf und machte auf Signalwörter aufmerksam, bei denen es spätestens dann aufzulegen gilt. „Seien Sie unhöflich“, forderte er die Anwesenden auf, sich auch nicht aus Gründen der Höflichkeit auf Gespräche oder Grußformeln einzulassen.

„Seien Sie misstrauisch“ war ein anderer Imperativ, den er den Besuchern mit auf den Weg gab. Das Misstrauen müsse noch weitaus größer werden, konstatierte er. Gerade ihm als Polizist gefalle dieser Trend ganz und gar nicht, aber eine solche Grundhaltung erfordere die veränderte Realität, reflektierte Eick auch ethische Aspekte der Internetkriminalität. Auch das „Phishing“, das Umleiten durch vermeintlich bekannte Internetseiten, darunter Banken oder Paketdienste, auf kriminelle Seiten, um Zugangsdaten zu erhalten, war Thema das Vortrags des Präventionsexperten für Internetsicherheit, der den Anwesenden ebenfalls Tipps für die Entwicklung sicherer Passwörter mit auf den Weg gab.

Passiv zu sein, sei die schlechteste Haltung, ermunterte Eick die Anwesenden: „Ohne einen gewissen Aufwand, können Sie nicht sicher im Internet unterwegs sein. Und dazu gehört sicher auch, sich über die Funktionsweise von Geräten (Handys, Verkaufsautomaten, selbst zu bedienenden Kassen im Supermarkt und so weiter), aber auch über die verschiedenen Plattformen im Netz und ihre Möglichkeiten zu informieren.

„Wenn Sie nicht teilnehmen und sich informieren, werden Sie zunehmend allein dadurch gefährdet, dass Sie sich nicht mehr auskennen.“ Mit einem humorvollen Appell schloss die Veranstaltung: „All diese Geräte und Systeme sind in der Regel dazu ausgelegt, von Kindern bedient zu werden. Das können Sie auch.“