Einblicke in den Grünen Zoo Zookolumne: Unter Löwen - Hormone und Gene im Wandel

Wuppertal · Im Zoo begann bei den Raubtieren eine neue Ära.

Die Weibchen Alore und Amera erkunden ihre neue Heimat im Wuppertaler Zoo.

Foto: Claudia Philipp

Das Löwenrudel auf der großen Löwenanlage des Wuppertaler Zoos war vielen Besuchern über Jahre wohl bekannt. In der stattlichen Gruppe mit drei Katern und zwei Löwinnen waren alle Tiere in einem ähnlichen Alter, sodass sie inzwischen alle ihre natürliche Lebenserwartung erreicht haben. Aktuell leben noch zwei der Kater im stolzen Alter von 18 Jahren. Afrikanische Löwen leben im Durchschnitt deutlich kürzer als die verwandten Hauskatzen, sodass die beiden damit schon echte Senioren sind.

Mit dem Einzug zweier junger Löwinnen begann in den vergangenen Monaten die neue Ära der Löwen im Wuppertaler Zoo. Bei den Weibchen „Alore“ und „Amera“ handelt es sich um die Unterart des Nördlichen Löwen, die von den Spezialistinnen und Spezialisten der Weltnaturschutzorganisation als besonders erhaltenswert eingestuft wird. Auf diese Unterart soll sich die Zucht in den europäischen Zoos konzentrieren.

Das Weibchen „Amera“ lebte bis zu ihrem Umzug nach Wuppertal in einem Schweizer Zoo, gemeinsam mit ihren Eltern und Geschwistern. Um hier eine Verpaarung von verwandten Tieren zu vermeiden, wurde ihr ein Hormonimplantat unter die Haut gesetzt, das sie unfruchtbar machte. Für die kurzfristige Situation vor Ort war dies die beste Lösung – für ungewollte Nachkommen hätte sich kaum ein Platz in einem anderen Zoo gefunden, außerdem hätte die genetische Inzuchtsituation den Ausschluss aus der Erhaltungszucht bedeutet. Andererseits birgt die Hormonbehandlung ein Risiko für die Fruchtbarkeit der jungen Löwin: Die Implantate wurden für Hund und Katze entwickelt, nicht für Löwen. Im Zoo Wuppertal wurde in einer kurzen Narkose das Implantat wieder entfernt. Es ist aber möglich, dass die Fruchtbarkeit dennoch beeinträchtigt bleibt. Es wird daher in den nächsten Monaten besonders spannend sein, mögliche Rolligkeitsanzeichen zu beobachten. Wenn „Amera“ wieder fruchtbar wird, soll sie genau wie „Alore“ in Zukunft Jungtiere bekommen.

Innerhalb des Europäischen Zooverbands werden bedrohte Arten von einer Koordinatorin oder einem Koordinator organisiert. Für den Nördlichen Löwen ist diese Position aktuell vakant – hier hat der Zoo Wuppertal seine Bewerbung bereits eingereicht. Die besondere Herausforderung besteht bei diesem Zuchtbuch in der Trennung der Unterarten. In der Vergangenheit war hierzu zu wenig bekannt, und auch weiterhin ist noch viel Forschungsarbeit nötig. Hierzu unterstützt der Zoo Wuppertal bereits eine tiermedizinische Doktorarbeit, um die genetischen Grundlagen noch genauer zu erörtern. Auf dieser Basis kann das Zuchtbuch in Zukunft noch differenzierter planen und entscheiden.

Auf vielen Ebenen engagiert der Wuppertaler Zoo sich also für den Erhalt dieser beeindruckenden und faszinierenden Tierart, die wie keine Zweite die Afrikanische Tierwelt repräsentiert.