12 Tenöre: Säuselsound und Striptease
Mit bekannten Operetten und Hits rissen die Sänger ihr Publikum in der Stadthalle mit.
Wuppertal. Früher reichte ein guter Tenor, um die Säle zu füllen. Dann sangen die drei Tenöre in den größten Hallen, und nun wollen die Konzertveranstalter auf der Welle mitschwimmen. Da Starsänger nur bedingt verfügbar sind, setzen die Organisatoren auf Masse. Im vergangenen Dezember waren die zehn Tenöre in Wuppertal zu Gast, Anfang Januar folgte die Show "Tribut an Luciano Pavarotti" mit einer ungenannten Zahl von Tenören, und jetzt also die zwölf Tenöre.
Aufgereiht stehen sie hinter ihren Mikros auf der Bühne der Stadthalle, jeder kommt aus einem anderen Land, viele davon aus Osteuropa. Manche von ihnen haben tolle Stimmen, andere klingen ein wenig angestrengt. Einige können tanzen, parlieren, verführen - andere staksen sich steif durch die Choreografie.
Das Programm ist massentauglich: Spartenübergreifend hat Produzent Ulrich Gerhartz die bekanntesten Hits ausgewählt. Populäres wie "Good Vibrations", "We will rock you" oder die Filmmusik zu "Goldeneye" wechseln mit Operettenmelodien ("Dein ist mein ganzes Herz") und Schlager ("Veronika, der Lenz ist da"). Nebel wabert über die Bühne, das Licht wechselt von Blau zu Rosa, und die beiden Musiker am Keyboard sorgen für säuselnden Streichersound.
Wenn dann die Zuhörer zum Mitschmettern aufgefordert werden und ein besonders gut aussehender Tenor einen kleinen Striptease mit gekonntem Hüftschwung hinlegt, hält es einige Zuschauerinnen in den spärlich besetzten Reihen nicht mehr auf den Sitzen. Sie singen, tanzen und klatschen und stürmen in der Pause sofort zum CD-Stand. Völlig unkonventionell ist der Abschluss: Erst besänftigen die Tenöre mit "Guten Abend, gute Nacht", dann feuern sie mit wallenden Rhythmen wieder an.