"1980" von Pina Bausch - „Je öfter man es sieht, desto spannender wird es“

„1980“ von Pina Bausch ging mit einer öffentlichen Probe in die zweite Runde.

Foto: Stefan Fries

Der sich auf Rasen ergießende Tagtraum aus komplexen Kindheitserinnerungen, manifestierter Angst, Wahn und Spiel, hochsensibel, zutiefst rührend durchdrungen von sanfter Melancholie, geht weiter. „1980 - Ein Stück von Pina Bausch“, ging mit einer öffentlichen Durchlaufprobe in die zweite Runde. Bauschs chimärenhaftes Gesamtkunstwerk durfte bei seiner Wiederkehr nach Wuppertal diesmal in zwei Besetzungen bestaunt werden. Eine mit jüngeren Ensemblemitgliedern - unter anderem Ekaterina Shushakova und Milan Kampfer - gemischte Besetzung übernimmt die restlichen drei Aufführungen.

Wegen großer Nachfrage entschied sich das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch, die Generalprobe mit der veränderten Besetzung auch für die Öffentlichkeit kostenlos zugänglich zu machen. Dies bot einem wohl noch breiteren Publikum die Gelegenheit, das Werk im Opernhaus zu erleben.

So war im spontanen Pausengespräch von einem jüngeren Herrn zu erfahren, dass er sich immer schon vorgenommen hatte, mal ein Stück von Pina Bausch kennenzulernen - dies sei für Wuppertaler ja Pflicht. Indes war er sich noch nicht ganz sicher, was er von der Aufführung zu halten habe. Wie auch er hat Lars Schmidt - dem es sehr gut gefallen hat - zum ersten Mal „1980“ gesehen und betonte, dass er wohl nicht gekommen wäre, wenn es keine kostenlose öffentliche Probe gewesen wäre. Auf die Frage, ob seine Erwartungen erfüllt wurden, erklärte er: „Nee, nicht richtig. Aber ich bin froh, dass meine Erwartungen nicht erfüllt wurden. Ich hatte mehr Tanz erwartet und weniger Theater.“

Karl-Heinz Schmidt wiederum kam ganz ohne Erwartungen. „Ich bin überrascht, wie flott das Ganze an mir vorbeigegangen ist und wie gut ich unterhalten worden bin“, sagt er, war er auch zunächst von der Länge des Stückes etwas erschrocken. „Ganz zu Anfang die ganzen Tänzer mit der gleichen Bewegung, das hat mich sehr beeindruckt“, beschreibt Schmidt seine Eindrücke.

Gabriele Gleede hatte schon vorher von dem Stück gehört. „Ein Freund war da und er sagte, dass er hin und weg sei und er das gar nicht vergessen kann.“ Sie habe versucht, alles in ein Ganzes zu fassen, „weil so viele verschiedene Szenen da waren“, sagt sie. „Ich weiß noch nicht so genau, was das mit mir macht“, resümiert sie.

Zudem schien die öffentliche Probe auch Publikum anzulocken, das sich dem Sog von „Ein Stück“ nicht entziehen kann und die Chance wahrnahm, wiederholt in diese Welt einzutauchen. So Konrad Schläpfer, der das Stück zum zweiten Mal besuchte. „Je öfter man es sieht, desto spannender findet man es eigentlich“, schwärmt er. „Man muss etwas in die Sachen reinkommen“, beschreibt er das Gefühl während der Aufführung. Es brauche Zeit, auch da es keine Geschichte gäbe.

Das gut zur Hälfte belegte Haus war mit einem bunt gemischten Publikum gefüllt. Neben spontanen Neugierigen waren eingefleischte Jünger vor Ort, oder solche, die es noch werden wollen. Beispielsweise Christa Marten. „Das ist schon das fünfte oder sechste Stück, das ich sehe. Ich fand es sehr beeindruckend. Schade, dass Pina Bausch nicht mehr dabei ist.“