2015 in Irrungen und Wirrungen

Jens Neutag, Jürgen H. Scheugenpflug und Ulrich Rasch betreiben satirische Heimatpflege.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Zwei Milliarden Schulden und immer noch kein Bernsteinzimmer in Sicht, verschollene Bürger im Einwohnermeldeamt und ein Bestattungsunternehmen als WSV-Sponsor. Das sind Wuppertaler Themen, die diskutiert werden wollen.

Wer könnte das besser und vor allem unterhaltsamer als das Talfahrt Trio. Jürgen H. Scheugenpflug, Jens Neutag und Ulrich Rasch machten sich im ausverkauften Vohwinkeler Bürgerbahnhof gewohnt scharfzüngig an ihre satirische Heimatpflege. Dabei nahmen sie die Irrungen und Wirrungen des Jahres mit dem dazugehörigen Personal genüsslich aufs Korn. Stoff dafür gibt es in der Bergischen Metropole schließlich genug.

„Viele Staus und meistens keine Schwebebahn, keine Blagen, dafür ganz viele Rentner, siehste dat ist Wuppertal“, sang das Trio zur Einstimmung und lief sich dabei erst warm. Wenn Ex-TV-Moderatorin Marijke Amado bei ihrem Besuch in Wuppertal findet, die Stadt sehe aus wie Amsterdam, ist das für die Talfahrt natürlich ein gefundenes Fressen.

„Da fahren wir mit dem Hausboot direkt nach Düsseldorf“, spottet Jens Neutag zur Freude des Publikums. Er hat auch gleich eine Alternative zum Zusatz Schwebebahnstadt auf dem Ortseingangsschild. „Kreta ohne Strand“ würde nach seiner Ansicht zumindest finanziell gut passen.

Doch Wuppertal ist eben auch die Stadt der „Hängepartien und Seilschaften“. Da ist es für das Trio mehr als naheliegend, dass hier eine Seilbahn gebaut werden soll. Damit gibt es zumindest keinen Stau, den Jürgen H. Scheugenpflug gern mit dem Heißluftballon umgehen würde. „Da kann man sich über Elberfeld abseilen und ist immer noch schneller als mit dem Auto“, lautet seine treffende Analyse. Auch die ganz heißen Eisen wurden bei der „Volksbildungsveranstaltung“ nicht links liegen gelassen: Wie geht man um mit Pegida (Pessimistische Elberfelder gehen immer donnerstags einkaufen)?

Mit mehr als Nationen sei Wuppertal bunt, wobei die Integration der Schwelmer schon eine Herausforderung darstelle. Nebenbei landete das Talfahrt Ensemble mit seiner Vohwinkel-Hymne einen echten Publikumshit. „Der wilde, wilde Westen fängt gleich hinter Sonnborn an“, heißt es und: „Im Westen — das ist wohlbekannt — sind alle miteinander verwandt“.

Die Vohwinkeler im Bürgerbahnhof nahmen es mit Humor. Am Ende gab es noch besinnliche Lieder passend zur Adventszeit. „Vom Eckbusch hoch, da komm ich her“ oder „Leise rieselt der Putz am Rott“, dürften das Zeug zum Wuppertaler Weihnachtsklassiker haben. Die Zuschauer belohnten die satirische Talfahrt mit donnerndem Applaus.