Ausstellung Vergänglichkeit ins Bild gesetzt
Henning Müller-Hainbach zeigt seine Fotos in der Uni-Kneipe.
Henning Müller-Hainbach weiß genau, was er in Szene setzt, wenn er seine Objekte und Fragmente zu einer Komposition des Vergänglichen arrangiert. Der Werbe- und Industriefotograf, der sein Wissen mit dem Meisterlehrgang an der Hamburger Bundesfachschule für Fotografie ergänzte, kann seinen Hang zum Morbiden nicht verbergen. Das war damals so, als er alte Schwebebahnteile von der Werther Brücke zum Kunstobjekt entstehen ließ, und nun, nachdrücklich bei seiner laufenden Ausstellung in der Uni-Kneipe.
„Tempus Fugit“ (Zeit vergeht), so der Titel der am 14. Januar beginnenden Ausstellung, beschäftigt sich denn auch mit den Themen Zeit und Vergänglichkeit, bei denen Müller-Hainbach mit der ihm eigenen Bildsprache seine Bildideen in 36 Arbeiten eindrucksvoll umsetzt. „Ich liebe es, in meinen Bildern verschiedene Dinge miteinander zu kombinieren, die man normalerweise nicht unbedingt zusammen vorfindet. Da entsteht auch mitunter eine eigene Spannung durch das Miteinander der Objekte und auch von alt und neu“, erzählt der Fotograf. Ein Strauß alter Kaffee-Filtertüten, häufig verblühte florale Motive und selbst farblich berührende Metallkonstruktionen scheinen die Besucher in ihren Bann zu ziehen. Etliche Bilder sind fast monochrom, wogegen andere, auf das Thema der Serie bezogen, mit einer fast verblüffenden Farbigkeit daherkommen. Das muss kein Widerspruch sein, denn oft entsteht gezielt Spannung durch den Farbkontrast von alt und neu, Motiv und Hintergrund: „Wie im echten Leben existieren ja auch alle Farben und Intensitäten nebeneinander“, so Müller-Hainbach, dessen, in den fotografischen Kompositionen stets präsentes, Credo von der spröden Ästhetik scheinbar einen unwiderstehlichen Charme ausübt, denen sich der Betrachter nur schwer entziehen kann.
Reichlich Spielraum für
die eigene Fantasie
Die Stillleben in vielfältigen Arrangements, präzise bis ins letzte Detail mit der Großbildkamera aufgenommen, lassen reichlich Spielraum für die eigene Fantasie. „Mir gefallen auch diese, ich nenne sie mal Wimmelbilder, sehr gut, da es dort wahnsinnig viel zu entdecken gibt“, sagt Besucherin Heike Hopp. Andere Besucher sind von der ästhetischen Bildaufteilung und -umsetzung beeindruckt.
Dass zahlreiche Arbeiten in mehreren Einzelbelichtungen auf digitalem Weg das Bildkonzept erst ermöglichen, ist für den Künstler die notwendige gestalterische Freiheit, die die endgültige Komposition realisieren, wobei er sich Objets trouvés oder Readymade zum Vorbild genommen hat: „Altern ist ein Prozess. Ich stelle ihn an einem bestimmten Punkt dar und friere quasi einen Status quo ein. Dazu passt die ruhige, beinahe kontemplative Arbeitsweise mit der Großbildkamera im Studio“, berichtet Müller-Hainbach und ergänzt: „Nach abgeschlossenem Schöpfungs- und Alterungsprozess folgt die Umsetzung aus dem bisherigen in einen völlig neuen Kontext.“
Besondere Aufmerksamkeit erregte auch eine Arbeit, deren grünlich schimmernder Hintergrund in einem symbiotischen Verhältnis zur verdorrten Pflanze zu stehen scheint. Dass dem Künstler auch in Zukunft die Ideen nicht ausgehen werden, scheint sicher: „Meine Objekte finde ich per Zufall oder ich suche sie gezielt. Manche Dinge liegen bei mir im Studio erst einmal eine längere Zeit, manchmal sogar Jahre, manche sehe ich und die Idee ist da und muss nur noch umgesetzt werden.“
» Die Ausstellung ist bis Ende März in der Uni-Kneipe, Gebäude ME, Ebene 04, Max-Horkheimer-Straße 15, zu sehen.