Austausch: Kulturbrücke hat neue Pfeiler
Wuppertal plant Kooperationen mit der Stadt Engels: Die Verbindung zwischen Wupper und Wolga wird immer fester.
Wuppertal. Brücken überwinden Grenzen - sie verbinden nicht nur Orte, sondern auch Menschen und Kulturen. Von Wuppertal aus spannt sich eine Brücke zur Stadt Engels an der Wolga: Dahinter steckt der Verein "Kulturbrücke Wuppertal - Engels".
Namensgeber der 200 000 Einwohner zählenden Stadt ist der Barmer Fabrikantensohn und Mitbegründer des Kommunismus Friedrich Engels. Zur Zeit des Zarenreiches war es Katharina die Große, die deutsche Siedler an die Wolga lockte.
"Engels ist Zentrum der Wolgadeutschen an der Mittelwolga", sagt Harald Nowoczin, Mitinitiator und Vorstandsmitglied. Noch heute sind deutsche Einflüsse an der Wolga allgegenwärtig: Familiennamen, Straßennamen weisen auf die mittlerweile 260 Jahre "gemeinsame" Geschichte hin - und die Einwohner pflegen nach wie vor die deutsche Sprache. Das macht die Kontakte einfach.
Vor Jahren gossen Konzertsänger Günter Lesche und Harald Nowoczin als ehrenamtliche Kulturbotschafter das Fundament der "Kulturbrücke". Mittlerweile haben sich zwölf Mitglieder zu einem gemeinnützigen Verein zusammengeschlossen. Jetzt bauen sie das Brückenwerk aus.
Dabei immer im Blick: die Kultur, die Geschichte und neuerdings auch die Wirtschaft an Wupper und Wolga. Wo sonst Bausteine Stabilität geben, sind es in diesem Fall Menschen, die das Werk komplettieren: Kultur-, Geschichts- und Bildungsinstitutionen. Als Brückenarchitekt vermittelt der Verein Kontakte. Daraus hat sich eine Eigendynamik entwickelt.
Beispielsweise gibt es Kontakte über eine gemeinsame Ausstellung zwischen der Gesamtschule Langerfeld und dem Alfred-Schnittke-Lyzeum in Engels. Auch ein Schüler- und Studentenaustausch ist in Planung. Und über die Armin T.-Wegner-Gesellschaft baut man zur Lew-Kassil-Museum Beziehungen auf. Ebenso ist eine Kooperation mit dem "Archiv der Wolgadeutschen", dem "Zentrum der deutschen Kultur" denkbar.
Was die universitäre Ausbildung betrifft, überlege die Leitung der Musikhochschule Wuppertal Kooperationsprojekte, so der ehemalige Dekan Professor Dieter Kreidler, zu initiieren. Von Forschung und Vernetzung im Bereich der musikalischen Früherziehung und der Förderung von Hochbegabten ist die Rede. Profitieren könnten die Musiker in Engels vom "Wuppertaler Schwerpunkt in der Musik", die Alte Musik des Barock und der Renaissance. Die sei dort wenig erforscht, weiß Kreidler.
Auch in diesem Jahr ist eine Reise an die Wolga geplant. Denn: "Eine Brücke macht nur Sinn, wenn sie auch befahren wird", sagt Nowoczin.