Beifall für Retterin des Duo-Abends
Ein anspruchsvolles Programm mit Pianistin Janina Fialkowska.
Wuppertal. Grandes Dames gab es in der Geschichte des Klaviers manche. Solche Pianistinnen haben vor Herausforderungen nicht zurückgeschreckt.
Eine von ihnen ist derzeit die Kanadierin Janina Fialkowska. Sie zeigte großen Mut, als sie kurzfristig für die erkrankte Pianistin Maria João Pires einsprang. Sie hatte gerade einmal zwei Tage Zeit, um sich mit ihrem anspruchsvollen Programm auf das Konzert im Großen Saal der Stadthalle im Rahmen des Klavier-Festivals Ruhr einzustimmen.
So zeigte sich das Publikum mit stehenden Ovationen ihr gegenüber dankbar, dass der Abend nicht ausfallen musste. Und es bekam zu Gehör, was Fialkowska für ihren Auftritt in der Londoner Wigmore Hall in knapp 14 Tagen geplant hat. Sie stellte neun lyrische Stücken des norwegischen Komponisten Edvars Grieg vor, entstanden zwischen 1867 uns 1901.
Sie schildern Griegs Eindrücke und Rückblicke, die von fröhlichen skandinavischen Tanzszenen bis zu ruhigen oder schroffen Naturbetrachtungen reichen. Schlichte Volkstümlichkeit geht Hand in Hand mit romantischem Ausdruck. Trotz eines hörbar weich intonierten Konzertflügels gelang es der renommierten Pianistin etwa bei „Kobold“ (op. 71/3) und „Hochzeitstag auf Troldhaugen“ (op. 65/6) nur in Ansätzen, schöne skandinavische Klangbilder zu kreieren. Dafür war ihre Tongebung zu distanziert und hart, durch die manchmal etwas übertriebene Verwendung des rechten Pedals verschwammen Töne zu sehr.
Auch die Frische, Liebenswürdigkeit, Lebhaftigkeit, das leicht Elegische des „Faschingsschwank aus Wien“ (op. 26) aus der Feder von Robert Schumann litt ein wenig unter dieser Anschlags- und Pedaltechnik. Der Perlenregen in den Wasserspielen („Jeux d’eau“) von Maurice Ravel gelang ihr dagegen wesentlich anschaulicher.
Ihren ausgezeichneten Ruf als bedeutende Interpretin der Literatur Frédéric Chopins bestätigte sie schließlich neben einer Zugabe, der Polonaise-Fantasie in As-Dur (op. 61), den beiden Mazurkas in g-Moll (op. 67/2) und in a-Moll (op. 67/4) gerade mit der vierten Ballade in f-Moll (op. 52). Dank einer sanglichen Melodieführung und einer warmen Intonation ließ sie die musikalisch komplexe, lyrisch-gedankenvoll Tondichtung ergreifend erklingen.