Drei Fragen an ... Schriftsteller Jörg Aufenanger

„Bin ich nun ein Trümmerkind, da ich zwischen Trümmern erstmals ein Mädchen geküsst habe?“ So beginnt Jörg Aufenangers neuestes Buch. Es endet mit dem Satz: „Ich schaukle sanft weiter wie die Schwebebahn, zwischen Gestern und Heute.“ Das jüngste Werk des Schriftstellers ist im Wuppertaler Nordpark Verlag erschienen: In „Bin ich nun ein Trümmerkind . . .“ erzählt Aufenanger (Foto: privat) in 63 sogenannten Miniaturen von seiner Nachkriegskindheit im Bergischen Land.

Die Erinnerungen sind geprägt von Freundschaften mit einem Elefanten, einem Puma und einigen Mädchen. Aufenanger, 1945 in Wuppertal geboren, hat Philosophie und Theater- und Literaturwissenschaften in Berlin und Paris studiert. Er ist Theaterregisseur, Herausgeber einer französischen Bibliothek und Autor diverser Veröffentlichungen zur Philosophie und Literatur in Berlin — dort lebt er inzwischen auch.

Herr Aufenanger, was sind „Miniaturen“?

Jörg Aufenanger: Es sind kleine Szenen, manchmal Erinnerungsblitze, die aus meinem Gedächtnis beim Schreiben herausgetreten sind. Von ihnen waren viele auch nur durch das Schreiben in mein Gedächtnis zurückgekehrt, und ohne das Aufschreiben wären sie möglicherweise für immer verschüttet geblieben. Ein wunderbarer, ja wundersamer Vorgang.

In ihrem Buch erzählen Sie von Ihrer Kindheit in Wuppertal. Woran erinnern Sie sich besonders gern?

Aufenanger: Mein Spielort war das einzige Trümmergrundstück im Zooviertel — gegenüber dem Stadion. Da war unser Abenteuer-Spielplatz, als es noch keine organisierten Spielplätze wie heute gab. Das schönste Erlebnis war aber, als ich auf einem Elefanten des Zoos, Targa mit Namen, für Werbefotos über die Zoowege reiten durfte und natürlich ängstlich, aber auch stolz wie Oscar war.

Woran arbeiten Sie zurzeit?

Aufenanger: Ich beende gerade eine lange Erzählung über eine erste Liebe während der 13 Tage der Kuba-Krise, die die Welt an den Rand des Atomkriegs brachte. Ein 16-Jähriger lernt während der obligatorischen Reise mit der Schule in die „Frontstadt“ Berlin ein gleichaltriges Mädchen kennen und lieben. Eine erste Liebe, die ein dramatisches Ende nimmt — an dem Tag, als sich die Kuba-Krise entschärft hat. thö

“ Jörg Aufenanger: Bin ich nun ein Trümmerkind . . ., Nordpark Verlag, 116 Seiten, 10,50 Euro, ISBN 978-3-935421-83-6.