Ein Mann und sein Instrument
Carsten Müller überzeugt in „Der Kontrabaß“ im TiC als unzufriedener Orchestermusiker.
Mit dem Bühnenstück „Der Kontrabaß“ steht eine eher ungewöhnliche Aufführung für das TiC-Theater in Cronenberg auf dem Programm. Geschrieben wurde das Einpersonenstück von Autor Patrick Süskind (Das Parfüm), es entstand 1981 und war mit über 500 Aufführungen 1984/85 das meistgespielte Stück an deutschsprachigen Bühnen.
Es ist kein heiteres Bühnenwerk, sondern ein schonungsloser Monolog eines alternden Kontrabassisten, Mitglied in einem Staatsorchester. Allein in seinem schallgedämmten Musikzimmer, abgeschottet gegen die Außenwelt, monologisiert er über seine Hassliebe zu seinem Instrument.
Zunächst entzückt über dessen Vorteile — „Ohne uns geht erst recht nichts. Können Sie jeden fragen“ — wandelt sich das im weiteren Verlauf. Er ist eben nicht der unentbehrliche Spieler, sondern nur ein mäßig begabter Namenloser, sitzt als „Tutti-Schwein“ am dritten Pult und weiß im Grunde, dass sogar die Pauke wichtiger ist als er.
Die Lobeshymnen werden zu Hassattacken, der Kontrabassspieler zeigt sich als einsam, verbittert und allein. Schuld an seiner Misere ist für ihn das Instrument, das ihn angeblich zum Verlierer gemacht hat. „Können Sie mir sagen, wieso ein Mann Mitte Dreißig, nämlich ich, mit einem Instrument zusammenlebt, das ihn permanent behindert?! Menschlich, gesellschaftlich, verkehrstechnisch, sexuell und musikalisch nur behindert? Ihm ein Kainsmal aufdrückt?“
Nicht jeder Premierenbesucher konnte mit dem Stück etwas anfangen. Es gab fragende Gesichter in den Pausen und auch Entscheidungen, den zweiten Akt nicht mehr zu verfolgen. Kein Fehler von Darsteller Carsten Müller, der die innere Zerrissenheit plausibel darstellte. Auch an heiteren Momenten fehlte es nicht, etwa wenn der Musiker mit viel Bier seinen „Flüssigkeitsverlust“ ausgleichen muss.
Selbstverliebt und mit dem gehassten Instrument verbunden, das er für seine Reputation als Künstler braucht, bringt er lediglich Gefühle für die wesentlich jüngere Sopranistin Sarah auf. Er hat es noch nicht gewagt, sie anzusprechen, verliert sich jedoch in lüsternen Phantasien. „Wenn sie singt, Sarah, das geht mir dermaßen unter die Haut, das ist beinahe sexuell — bitte das jetzt nicht falsch zu verstehen.“
Lacher bringen auch seine abwertenden Tiraden über Wagner und Mozart, die er hasst. Und dass es seine kleine persönliche Rache findet, indem er beim Spielen gerne mal Noten unterschlägt. Um seine Ausführungen zu belegen, spielt der Kontrabassist Beispiele aus der Musikliteratur ein, natürlich auch aus der „Walküre“ von Wagner.
Nächste Aufführungen: 16.6., 20 Uhr; 17.6., 20 Uhr; 18.6., 19 Uhr; 23.6. 20 Uhr; 24. 6., 20 Uhr; 25.6., 15.30 Uhr; 29.6., 20 Uhr. Karten unter Telefon 47 22 11, mehr Termine:
www.tic-theater.de