Galerie Epikur: Die Kunst ist in der Schwebe
Susanne Kessler ist zu Gast in der Galerie Epikur. Die gebürtige Elberfelderin bereitet ihre Ausstellung vor.
Wuppertal. Es raschelt wie Laub, wenn Susanne Kessler in ihren Zeichnungen nach dem nächsten passenden Stück für ihre Installation sucht. Die Künstlerin ist derzeit als "Artist in Residence" in der Galerie Epikur tätig.
Mehr als eine Woche lang hat sie schon am Aufbau einer Rauminstallation gearbeitet. Gestern startete die öffentliche Phase. Nun sind Besucher eingeladen, der Künstlerin bei der Arbeit zuzuschauen. Die Eröffnung der Ausstellung folgt am Freitag, 7.August.
Kessler, 1955 in Elberfeld geboren, hat bereits seit 25 Jahren ihren Hauptwohnsitz in Rom. Zur Arbeit in der Galerie Epikur ist sie mit einem Lastwagen voller Material angereist. In Wuppertal angekommen hat sie im Baumarkt erstmal Armierungsgitter gekauft und diese im Garten der Eltern zurechtgeschnitten. Die Stücke stehen nun auf der Terrasse der Galerie bereit.
Wichtig sind auch die Zeichnungen. Sie zeigen organische Strukturen, die Formen erinnern an Nervenstränge, Gehirnwindungen oder Organe von Meerestieren wie Quallen, Muscheln oder andere wirbellose Tiere. Die auf Papier gebannten Linien hat die Künstlerin mit dem Skalpell ausgeschnitten und zur Stabilisierung auf Netze geklebt. "In meinen Installationen stecken Zeichnungen aus mehreren Jahren. Sie werden immer wieder verwendet", erklärt sie.
Nachdem Kessler mehrere Drahtseile durch den großen Ausstellungsraum gespannt hat, hängt sie die Gitterstücke daran und befestigt an ihnen die Zeichnungen, ebenso Stoff, watteähnliches Filtermaterial oder auch verschnürte Kissen.
Auch drahtumwickelte Kordel führt die Künstlerin durch den Raum und erzielt damit stellenweise die Anmutung von einem Gerüst. Durch die offene Terrassentür ist alle paar Minuten das Rumpeln der Schwebebahn zu hören. Das korrespondiert mit dem Titel des Kunstwerkes: "In Bilico" (In der Schwebe) heißt es. "Ja, der Name passt zu mir, zu dieser Stadt und auch zur Weltsituation", sinniert Kessler.
Zwei große Leitern stehen mitten im Raum, ein Eimer Klebstoff, leere Tüten und Koffer an der Seite. Der Boden ist übersät mit den Papierarbeiten, mit Schnüren, Draht und Werkzeug. "Am Anfang ist immer Chaos", gibt die Künstlerin zu.
"Da bin ich hochkonzentriert und muss erstmal herausfinden, wie ich in den Raum hineinarbeite", erklärt die gebürtige Elberfelderin, während sie eine der Konstruktionen betrachtet. "Da ist noch eine Lücke", stellt sie fest und fügt rasch noch ein Stück Gitter ein.
Mit ihrer außergewöhnlichen skulpturalen Installation lässt Kessler Zeichnerisches räumlich werden. Und schon jetzt zeigt sich: Das temporäre, nicht wiederholbare Werk ist filigran, vielschichtig und spannungsvoll.