Trauerfeier mit Fingerspitzengefühl
700 Gäste werden eingeladen. Die Organisation der Veranstaltung ist brisant – und eine technische Herausforderung.
Wuppertal. "Alle Vorstellungen für die Stücke von Pina Bausch, ,Café Müller’ und ,Das Frühlingsopfer’, sind ausverkauft. Wir bitten um Ihr Verständnis." Wer gestern telefonisch versuchte, eine Karte für die September-Vorstellungen des Wuppertaler Tanztheaters zu ergattern, das nach dem Tod von Pina Bausch erstmals wieder im Opernhaus gastiert, hörte als allererstes eine Ansage vom Band. Die Leitungen von Top-Ticket waren überlastet, die Karten schnellstens vergriffen.
Mehr Glück könnten Tanz-Fans am 4. September haben. Könnten - denn ob sie per Leinwand einen Blick auf ausgewählte Tanzszenen erhaschen können und ob die offizielle Trauerfeier für Pina Bausch, wie angedacht, in den Engelsgarten übertragen werden kann, steht noch nicht fest.
"Wir prüfen gerade die technischen Möglichkeiten", sagt Martina Eckermann, Sprecherin der Stadtverwaltung. Fest steht bisher nur: Die Trauerfeier beginnt um 15Uhr im Barmer Opernhaus - vor geladenen Gästen. Weil im Zuschauerraum nur 700 Gäste Platz haben, soll die Veranstaltung in den nahen Engelsgarten übertragen werden.
Im Opernhaus selbst geht ein rund zweistündiges Programm über die Bühne: Reden und Beiträge des Tanztheaters werden an die Star-Choreographin erinnern, die am 30. Juni einem Krebsleiden erlegen ist.
Schon seit Wochen wird die Trauerfeier vorbereitet. Dass das Datum erst jetzt offiziell wird, zeigt die Brisanz der Planung: Weil Stadt und Land die Trauerfeier gemeinsam ausrichten, müssen nicht nur die Terminkalender erlesener Repräsentanten der Bundes- und Landesregierung aufeinander abgestimmt werden. Es geht vor allem auch um Fingerspitzengefühl - und die Frage, wer überhaupt eingeladen werden kann, darf und soll.
Das genaue Programm steht noch nicht fest. Das erste Mitspracherecht wird aber das Tanztheater haben, wie Eckermann auf WZ-Nachfrage erklärte. Denn neben hochrangigen Amtsträgern sollen sich vor allem auch die verabschieden, die Pina Bausch persönlich kannten: Vertreter der internationalen Tanz-Elite, Künstlerfreunde und Kollegen. Wer eingeladen werde, entscheide deshalb zunächst die Familie. Erst danach gehe es um die Wünsche von Stadt und Land.
Dass die Organisation der Trauerfeier diffizil ist, erklärt sich nicht allein durch den Stellenwert der verstorbenen Ausnahmekünstlerin. Auch Formalitäten und Auslands-Einsätze spielen eine Rolle. Nicht nur das Ensemble weilte bis vor kurzem auf Gastspielreise - auch einer, der ganz oben auf der Gästeliste stehen sollte, hat Verpflichtungen: Entgegen anders lautender Berichte wird Bundespräsident Horst Köhler nicht kommen. Nicht, weil er womöglich nicht wollte - sondern weil er gar nicht erst eingeladen wird.
Köhler kann auch gar nicht eingeladen werden, wie Eckermann aus dem Bundespräsidialamt erfahren hat: "Er ist zu diesem Zeitpunkt im Ausland." Eine Voranfrage hat die Stadt nämlich durchaus gestellt. Offiziell verschickt wird die Einladung nun aber nicht.
Dafür hat Ministerpräsident Jürgen Rüttgers bereits zugesagt. Dass das Datum erst gestern und nur auf Anfrage bestätigt wurde, hat übrigens auch den Grund, dass man in der Verwaltung ab sofort mit einem Ansturm derer rechnet, die gerne einen Platz auf der Gästeliste hätten. Denn Karten für Pina Bausch sind begehrt - nun mehr denn je.