Auftritt Helge Schneiders grandioses Spiel
Wuppertal · Der Freund des schrägen Humors begeisterte in der ausverkauften Stadthalle Wuppertal.
Er ist der Meister des gepflegten Unsinns, des schrägen Humors und ein exzellenter Musiker. Helge Schneider, 63-jähriges Enfant terrible, polarisiert – bringt Menschen zum Jauchzen, lässt Kritiker fassungslos den Kopf schütteln. Am Wochenende war er in der bis zum letzten Platz ausverkauften Historischen Stadthalle zu Gast. Ein bejubelter Auftritt mit lokaler Note: Mit ihm auf der Bühne saß Bluesgitarrist Henrik Freischlader, der zwar aus Wuppertal, aber über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist.
Schneider und Freischlader kennen sich schon viele Jahre. Sie sind in der Liebe zur Musik vereint. Die auch im aktuellen Tourneeprogramm „Ordnung muss sein“ die Basis ist. Der Titel steht natürlich bewusst im Gegensatz zu Schneider, der unnachahmlich Unordnung zu zelebrieren weiß. Seine Bühne ist mit diversen Musikinstrumenten, vom weißen Nostalgieflügel links bis zum Xylophon rechts, prall gefüllt, dazwischen und leicht im Hintergrund platziert die drei Musiker, die Schneider begleiten dürfen: neben Freischlader sind dies der Bassist Ira Coleman und der Schlagzeuger Peter Thoms. Mit soliden Jazz- und Blues-Klängen untermalen sie Schneiders Spiel. Der wiederum immer wieder ihre Soli ankündigt, um sofort am Klavier, der elektrischen Orgel, der Gitarre mitzuspielen und schließlich zu übernehmen. Die drei nehmen es gelassen, bleiben cool, lachen höflich über seine Scherze.
Vom Hölzchen aufs Stöckchen
und wieder zurück
Schneiders Humor setzt gezielte Pointen und liebt die Improvisation, die sich aus Situation und deutschem wie englischem Wort-Spiel und/oder -Erfindung ergibt, von Hölzchen auf Stöckchen und wieder zurück kommt, ins Endlose abdriftet und dann plötzlich wieder den Anfang aufgreift oder einfach abrupt beendet wird. Natürlich widmet er sich an diesem Abend auch Wuppertal und seinem Publikum, die er ironisch zur schönsten erwählt, so wie er es an allen Stationen seiner Tournee tut. Nur die Stadthalle, dieses „Schloss von Dornröschen“, fordert seine Kritik heraus – der unfertigen Fresken an der Decke wegen.
Schneider ist ein Paradiesvogel, ein Clown ohne rote Nase, aber mit Sombrero oder Perücke, ein moderner Hofnarr und Philosoph, ist hemmungslos, kostet jeden Moment aus, ein Kind, das spielt, Geräusche liebt, je abstruser und zweideutiger desto lieber. Und so ist auch in Wuppertal wieder sein Freund Sergej Gleithmann (eigentlich Volker Bertzky) mit seinem langen Vollbart dabei, darf in die Tröte blasen oder pseudotanzen. Alles zum großen Spaß Schneiders, dessen Mimik leider nur in den ersten Rängen der großen Halle erkennbar ist, und des Publikums, das ihn frenetisch feiert und nur zu gern seine im Vorraum aufgebauten Devotionalien, von der Fußmatte bis zur Pappmaske, erwirbt.