Konzert in der Immanuelskirche Wolfgang Kläsener nimmt sein Publikum mit auf Europareise
Die Musikgeschichte vom Barock über die Klassik bis zur Romantik stand in der Immanuelskirche auf dem Programm.
Reisen bildet. Das dachte sich wohl Wolfgang Kläsener, als er das Publikum im Kulturzentrum Immanuel mit auf eine Europatournee nahm, um Orgelmusik anderer Regionen kennenzulernen. An acht Stationen wurde bei dem Abschlusskonzert des ersten Teils der diesjährigen Wuppertaler Orgeltage Halt gemacht.
Zuerst ging die Reise nach Spanien zur Schloss- und Klosteranlage Escorial, wo Diego Díaz de Torrijos wirkte. Beispiel für sein Oeuvre ist „Cancion de 6 tono“.
Bei Johann Sebastian Bach in der Leipziger Thomaskirche war man auch zu Gast. Sein Präludium und Fuge in Es-Dur (BWV 552) wurde stellvertretend für sein umfangreiches Orgelschaffen präsentiert.
Weiter ging es nach London zu Georg Friedrich Händel, wo er das Oratorium „Solomon“ schrieb. Der „Einzug der Königin van Saba“ daraus kam in einer Orgelfassung zu Gehör. In Wien traf man Wolfgang Amadeus Mozart, der sich auch vor Musikapparaten nicht scheute und für die Flötenuhr ein Andante (KV 616) komponierte. In Prag wurde Anton Reicha geboren. Er frönte der Fugenkunst. Die 18. aus „36 Fugen für Klavier“ wurde geboten.
Fast alle acht Stücke sind
gängiges Konzertrepertoire
Rom war ein weiterer Haltepunkt. Direktor am dortigen Konservatorium war Marco Enrico Bossi. Von ihm stammt eine Elevation in Es-Dur (op. 94 Nr. 1). Natürlich wurde auch Paris nicht außer Acht gelassen. César Franck war in der Metropole Titularorganist der Kirche Ste-Clotilde. „Prélude, Fugue et Variation“ in h-Moll (op. 18) ist beredtes Zeugnis seiner erstklassigen Kompositionskunst.
Und schließlich wurde Budapest besucht, wo der im ungarischen Burgenland geborene Franz Liszt die Musikakademie gründete. Auch er widmete sich der Orgel. Entstanden ist unter anderem Präludium und Fuge über die Töne B-A-C-H, eine Verbeugung vor dem großen barocken Meister.
Die Musikgeschichte – vom Barock über die Klassik bis zur Romantik – stand also auf dem Programm. Fast alle acht Stücke sind gängiges Konzertrepertoire. Kläsener, künstlerischer Leiter der Wuppertaler Orgeltage, moderierte sie allgemein verständlich an und erklärte nachvollziehbar seine Wahl der Registrierungen. Etwa verwendete er bei Mozart Flötenklänge, bei Bach Zungen und Mixturen zur Verdeutlichung der dem Opus innewohnenden Trinität.
Sämtliche klanglichen Möglichkeiten der großartigen Schuke-Orgel des Sakralbaus reizte er voll aus. Eindrucksvoll demonstrierte er, dass mit ihr Barockmusik genauso stilgemäß aufgeführt werden kann wie französisch-symphonische Orgelromantik.
Der lang anhaltende Schlussapplaus als Dank für den abwechslungsreichen Abend mündete in eine kurze Zugabe.