Ikonoclaste-Festival: Wenn Tänzer alle Normen sprengen
Erstmals beteiligt sich das Tanztheater am Ikonoclaste-Festival im Café Ada.
Elberfeld. Es ist zwar schon die vierte Auflage, aber dennoch eine Premiere: Zum ersten Mal sind beim Ikonoclaste-Festival auch Pina-Bausch-Tänzer dabei. Für Jean-Laurent Sasportes, den künstlerischen Leiter des hochkarätigen Reigens, der heute um 20 Uhr im Café Ada beginnt, geht damit ein lang gehegtes Wunsch-Projekt über die Bühne — sprichwörtlich, aber auch ganz real.
Weshalb es endlich klappt? „Es ist schwer, eine kleine Lücke im Zeitplan des Tanztheaters zu finden“, erklärt Sasportes, der von 1979 bis 1997 selbst Ensemblemitglied war und somit am eigenen Körper erfahren hat, welches Reise-, Auftritts- und Probe-Pensum ein Tänzer im Dienste von Pina Bausch zu bewältigen hat.
Nun wurde eine Lücke gefunden, die prompt gefüllt wird: Aktuelle und ehemalige Ensemble-Tänzer drehen und wenden sich an der Wiesenstraße, wie sie wollen — heute und morgen. Wer sich darauf freut, aber noch keine Karte hat, muss seine Euphorie allerdings schnell bremsen: Die beiden Abende, an denen das Tanztheater Wuppertal in Form von acht Soli kleine Häppchen präsentiert, sind restlos ausverkauft. Es gibt sogar eine Warteliste.
Karten gibt es nur noch für die letzten beiden der insgesamt vier Vorstellungen. Aber auch dann dürfte es spannend werden: Nachwuchs-Choreographen kommen ebenso zum Zug wie internationale Profis, die Sasportes persönlich kennt — und jetzt nach Elberfeld lockt. So feiert Lilou-Magali Robert Premiere in Wuppertal: „Je n’ ai rien compris“ heißt die Mischung aus Tanz und Performance, die die Französin am 25. Februar vorstellt.
Schon zwei Wochen zuvor, am 11. Februar, gibt es eine ungewöhnliche Verbindung: einen Mix aus Breakdance und modernem Tanz („Weissdurchzwei“). Das erklärt auch den Titel der Reihe, die 2012 weitergehen soll, wie Sasportes mit Blick auf das Programm betont, das einen Spagat zwischen modernem und klassischem Tanz versucht: „In Frankreich steht der Begriff Ikonoclaste für jemanden, der etwas anders macht als die anderen. Der also außerhalb der Norm steht.“
Sasportes selbst steht als Gast immer noch auf der Tanztheater-Bühne: Zuletzt war er in „Palermo, Palermo“ im Opernhaus zu sehen — zusammen mit seinem Hund Sloogy. Weshalb der Tänzer, der 1952 in Casablanca geboren wurde, sein Herz an Wuppertal verloren hat? „Die Improvisationsszene hier ist wirklich einmalig“, betont er. „Die Stadt wäre allerdings noch attraktiver, wenn es für die Kultur nicht so wenig Geld gäbe. So ist die Arbeit mühsam.“ Immerhin: Land, Kulturbüro und Stadtsparkasse haben sie deutlich erleichtert. Denn das Festival lebt nicht nur von engagierten Tänzern, sondern vor allem auch von Zuschüssen.