Illusion des Alltags als Freiluft-Ausstellung

„Alltagsmenschen“ machen die Barmer Anlagen zum Figurenpark.

Foto: Gerhard Bartsch

Wuppertal. Sonnenanbeter aalen sich in Badekleidung auf der Wiese, um eine Biegung sieht man einen Angler am Ufer eines Teiches sitzen. Ein Stück weiter stehen Passanten an einer Bushaltestelle: Eine ältere Dame mit ihren Einkäufen, eine Mutter, Hand in Hand mit ihrem Sohn. Alle schauen in verschiedene Richtungen, wie man es selbst beim Warten tut. Menschen in Alltagssituationen, wie man sie oft erlebt.

Nur dass diese Wartendenden keine echten Menschen sind: In den Barmer Anlagen sind bis zum 6. Juli Figuren aus dem Projekt „Alltagsmenschen“ von Christel Lechner ausgestellt — alles zum 150-jährigen Bestehen der Barmer Anlagen. Der zweitgrößte Erholungspark in Privatbesitz Deutschlands wurde vom Barmer Verschönerungsverein (BVV) errichtet und bis heute gepflegt. Das ganze Jahr über sind Veranstaltungen geplant, um noch mehr Besucher in den Park zu locken.

„Wir hoffen, mit solchen Veranstaltungen auf den Verein aufmerksam machen zu können“, sagt der erste Vorsitzende Peter Prange. Hans-Joachim Vits, der jahrelanges Vorstandsmitglied war, hat schließlich den Kontakt mit Lechner hergestellt: „Ich dachte mir, wir sind ein Volkspark — und da ist es doch ideal, dass das Volk hier in alltäglichen Situationen vertreten wird.“

Überall in den Barmer Anlagen trifft man nun auf die Figuren aus Glasfaserbeton, die mit viel Liebe zum Detail bemalt sind. Manche sitzen auf Bänken und Baumstümpfen, der „Schwimmreifenmann“ lässt sich im rot-weiß gestreiften Reifen auf einem Teich treiben. „Ich setze Beobachtungen aus dem Alltag in Arbeiten um“, sagt Christel Lechner und fügt hinzu: „Für mich ist gelebtes Leben die menschlichste Form der Schönheit — die Besucher sollen sich einfach beim Spaziergang durch den Park auf ein Lächeln einlassen.“

Die Figuren sind Hingucker, die den gewohnten Anblick des Parks unterbrechen — und sorgen für Überraschungsmomente, denn bei vielen der insgesamt 17 erkennt man auf den ersten Blick nicht, dass es keine echten Menschen sind.

Vor allem durch die hügelige Topographie des Parks gibt es auf jedem Pfad neue Figuren zu entdecken — hier ein Paar, das in den Mai tanzt, dort die „Duscher“, die ihre plumpen Körper umklammern — und tatsächlich zum Schmunzeln einladen.