Kultur Junger Kantor spielt Klais-Orgel auf überzeugende Weise

Simon Schuttemeier bei Orgelvesper am Kolk.

 Simon Schuttemeier ist Organist der St. Suitbertus Kirche.

Simon Schuttemeier ist Organist der St. Suitbertus Kirche.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Die Orgelvesper vor dem Erntedankfest hatte einen starken ökumenischen Einschlag. Denn mit Simon Schuttemeier spielte ein katholischer Kirchenmusiker die Orgel der Kirche am Kolk. Eine Einstimmung auf den konfessionsübergreifenden Gottesdienst, der am Erntedanksonntag an der Basilika St. Laurentius stattfand. In der St. Laurentius-Gemeinde wirkt Schuttemeier seit 2018. Stammkirche des Kantors, Jahrgang 1998, ist St. Suitbertus in der Elberfelder Südstadt.

In der Alten lutherischen Kirche gestaltete er nicht nur die instrumentalen Einlagen der Liturgie. Um die Corona-Schutzbedingungen zu erfüllen, spielte er auch das „Amen“, das üblicherweise die Gemeinde singt. Schon die Interpretation der Liedstrophe zeugte von seinem klugen Umgang mit den Möglichkeiten der Klais-Orgel. Leicht floss die Melodie, während die Begleitung markante Akzente setzte.

Schuttemeiers Auswahl spannte sich vom Barock bis ins 20. Jahrhundert. Sie begann mit Dietrich Buxtehude, dem bekanntesten Vertreter der Norddeutschen Orgelschule. Die Bewunderung für seine Musik war so groß, dass der junge Bach fast 500 Kilometer zu Fuß nach Lübeck zurücklegte, um ihn zu hören und von ihm zu lernen. In Buxtehudes Choralvorspiel „Danket dem Herrn“ stieg Schuttemeier mit schlanken Tönen ein. Nach und nach entfaltete sich das Thema zur vielfarbigen Pracht.

Für die Generation zwischen Buxtehude und Bach steht Georg Böhm. Die Partita über „Jesu, du bist allzu schöne“ nutzte der Interpret für einen Gang durch die Register. Mal klang die Melodie nach Glockenspiel, mal nach einer hohen Trompete. Dann wieder erschien sie in reich verzierten Variationen. Auch kräftige Dissonanzen waren ihr nicht fremd.

Musik vom Barock bis ins
20. Jahrhundert

Den Übergang zur Klassik markierte das „Präludium in C-Dur“ von Johann Christoph Kellner. Das heiter-beschwingte Thema bewegte sich durch das Flötenregister und mündete in einer geradezu orchestralen Fülle. Zum festen Bestand der evangelisch-reformierten Kirche gehören die Lieder des Genfer Psalter. Der 1946 geborene Zsolt Gárdonyi hat der Sammlung fünf Choräle entnommen und für Orgel arrangiert. Schuttemeier legte die Dramaturgie des Zyklus offen. Begann mit langsam anschwellenden Tönen, setzte in weit ausholenden Läufen fort.

 Jean Langlais gilt in Frankreich als einer der experimentierfreudigsten Kirchenmusiker. In seiner „Hommage à Frescobaldi“ stützt er sich allerdings auf die Tradition des virtuosen Orgelspiels. Im „Prélude“ knüpfte Schuttemeier effektvoll ein mehrstimmiges Geflecht. Als Beispiel fürs eigene Schaffen hatte der junge Kantor eine Choral-Partita mitgebracht. Die barocke Form erfüllte er mit einer Folge von spannungsvollen Improvisationen.

Die nächste Orgelvesper findet am 7. November statt. dad