Tanz NRW Kreaturen wandeln im Schauspielhaus
Ben J. Riepes und das Tanztheater Pina Bausch arbeiten zusamen für eine performative Führung durch das Schauspielhaus.
Das Schauspielhaus Wuppertal gehört sicherlich zu den Orten, die vielfältige Perspektiven in der Architektur eröffnen. Tänzerisch wie filmisch. Nicht zuletzt den Möglichkeiten dieses Ortes geschuldet, entstand für das Festival Tanz NRW 21 Ben J. Riepes Arbeit „Creature“ in Kooperation mit dem Tanztheater Wuppertal Pina Bausch.
Ein im Schauspielhaus Wuppertal gefilmter Parcours aus Performance, Erinnerungssequenzen und Ritual wird mit Tänzern aus dem Ben J. Riepe Team und Mitgliedern des Tanztheater Wuppertal Pina Bausch neu erarbeitet und geht am 4. Mai online. „Wer mich kennt, weiß, dass ich eine große Netzwerkerin bin und immer versuche, neue künstlerische Ansätze aufzunehmen. Im Hinblick auf das Pina Bausch-Zentrum empfinde ich diese Kooperation als schönen ersten Schritt“, sagt Bettina Wagner-Bergelt, Intendantin und künstlerische Leiterin des Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch.
Der 2019 für das Ensemble im Schauspielhaus fest installierte Proberaum eigne sich sehr gut für die Übertragung des von Ben J. Riepes in Stationen gedachten Stücks, so Wagner-Bergelt. Entstanden aus dem Probenprozess zu Riepes Produktion „Geschöpfe“, befasst sich die Arbeit damit, „welche Erinnerungen aus der Welt, aus der wir kommen, uns in dieser Zeitenwende, diesem Transformationsprozess, begleiten, und wovon wir vielleicht auch Abschied nehmen müssen, um uns der Frage zu nähern, welche Gemeinschaften und neue Allianzen wir im Lichte dieser Krise bilden können und müssen“, so Riepe.
Ursprünglich für Galerien konzipiert erstreckte sich die Premierenfassung über vier Innen- und Außenräume – Hinterhof, Ausstellungsraum, Büro und Bibliothek. „Ben J. Riepe, dessen Arbeit ich schon sehr lange kenne, wollte sich schließlich auch mit dem Ort Schauspielhaus auseinandersetzen, und wir haben sein Konzept sehr unterstützt“, erzählt Wagner-Bergelt. In einer neuen und – aufgrund der gegebenen Situation – virtuellen Fassung. Der im Schauspielhaus Wuppertal gefilmte Parcours aus Performance, Erinnerungssequenzen und Ritual wurde mit Tänzern aus dem Riepe Team und dem Tanztheater Pina Bausch neu erarbeitet: von einem Schauplatz zum anderen - von einem Akteur zum anderen. Quasi wie eine Führung durch eine Galerie. Nach den neuerlichen Lockdowns sei klar gewesen, dass man ohne Publikum die Vorstellungen auf „digital“ habe umstellen müssen, und Riepe sich entschlossen habe, das Konzept filmisch zu lösen.
Im ersten Teil gehe es um „Ältere“ (Tänzer), die ihre schöpferischen Prozesse aus früheren Zeiten rekapitulieren, und die laut Wagner-Bergelt sehr interessiert waren, den Ort zu reflektieren, an dem sie bereits sehr lange gearbeitet haben.
Der zweite Teil widme sich mit jüngeren Ensemblemitgliedern beider Kompagnien der Frage: Wie leben wir auf der Erde und wie leben wir mit ihrer Zerstörung?
Begeistert zeigt sich die Intendantin des Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch von den unerschöpflichen Möglichkeiten des Schauspielhauses: „Allein das Foyer hat perspektivisch so viel zu bieten: der Eingangsbereich, danach die drei Stufen, die auf eine andere Ebene führen oder etwa die Rotunde. Dazu die riesigen Glasscheiben, die den Blick in den Garten im Innenhof freigeben. Das sind sehr performative Orte.“
„Creature“ reagiert individuell auf die jeweiligen Gegebenheiten und Möglichkeiten und entsteht an jedem (Spiel-)Ort neu, nimmt Räume ein und verändert sie.
Im Rahmen von Tanz NRW 21 wird der Performance-Parcours am 4. Mai um 20 Uhr via Online-Stream übertragen, abrufbar über die Website von tanz nrw:
Tickets ab 1 Euro bis 10 Euro (Solidaritätsticket).