Kunst zwischen Nähe und scheinbarer Distanz
Marina Schulze und Piot Brehmer stellen an der Friedrich-Ebert-Straße aus.
Wuppertal. Was Marina Schulze interessiert, sind Haut und Oberfläche und die damit verknüpfte Frage, was sich darunter befindet. Ihre Herangehensweise, Antworten zu finden, ist aus der Forschung bekannt: die gebürtige Delmenhorsterin nimmt die Dinge unter die Lupe. Weil sie Malerin ist, macht sie das nicht mit Objekt und Linse, sondern Pinsel und Farbe. Großformatige Ergebnisse sind jetzt in der Galerie Epikur zusehen.
Um erkennen zu können, was die 1973 geborene Marina Schulze darstellt, sollte sich der Betrachter mehr als einen Schritt von den jeweiligen Arbeiten entfernen. Denn die Meisterschülerin von Karin Kneffel (Bremen) wählt jeweils einen größeren Ausschnitt, den sie dann extrem vergrößert abbildet. Weil sie dazu ungewöhnliche Perspektiven wählt und ihre Bilder grundsätzlich keine Titel tragen, bedarf es dieses räumlichen Abstandes, um erkennen zu können, was dargestellt ist. Die hell- und dunkelblauen Kleinkreuze beispielsweise entpuppen sich dann als Netzstrumpfhose und neonfarbene Strichlandschaften lassen sich als Lamellen eines Pilzes, von unten betrachtet, enträtseln.
Zur dritten Ausstellung in seinen neuen Räumlichkeiten an der Friedrich-Ebert-Straße152a zeigt Hausherr Hans-Peter Nacke aber nicht allein Marina Schulzes jüngste Arbeiten. Die Doppelausstellung wird durch Piot Brehmers (Jahrgang 1965) Bilder komplettiert. Bei dem Schüler von Markus Lüpertz (Düsseldorf) ist es genau umgekehrt, um die ausschließlich weiblichen Figuren im kleinen Format erkennen zu können, sollte unbedingt ein weiter Schritt zu den Bildern hin gemacht werden.
Durch dieses Herantreten entsteht ein Spiel mit Privatheit und Intimität - denn der Betrachter dringt scheinbar in die Privatsphäre dieser Mädchen ein. Nur von weitem wirken die Bilder wie Fotos, von Nahem "bricht der Duktus mit einer fotorealistisch exakten Darstellungsweise", wie Nina Hartgenbusch in der Einführung anlässlich der Vernissage am Samstagabend sagte.
Beiden Künstler gemeinsam ist, dass sie eine gewisse Sensibilität vom Betrachter fordern. Denn nur, wenn das Spiel mit den Details ernst genommen wird, erschließen sich ihre Bildwelten. Und so werden eben auch Antworten auf die Frage gefunden, was unter der jeweiligen Oberfläche steckt.