Lobgesang wärmt die Herzen

Wenn die Kurrende singt, sind Kälte und Parkplatzsuche schnell vergessen.

Wuppertal. Wenn der uralte Brauch des "Quempas-Singens" - der Lobpreis der Hirten im Feld - aus Kinderkehlen erklingt, ist alles vergessen: die Kälte, die Parkplatzsuche und sogar der schmucklose Kirchenraum, dessen einziges Dekor an diesem Abend die Kerzen und die Musik sind.

Traditionell lädt die Wuppertaler Kurrende (Leitung: Martin Lehmann) in der Vorweihnachtszeit zu ihren vier Quempas-Konzerten, die diesmal in der Ronsdorfer Kirche St. Joseph beginnen. Lehmann legt Wert darauf, alle Chorgruppen auch einzeln vorzustellen, und wählt Werke, die in alternierender Besetzung zu singen sind.

So können sich die Chorschule (Einstudierung: Maria Bennemann), der Konzertchor und Knaben-Solostimmen, die Männerstimmen und das Ensemble Bel Canto bestens und klangschön präsentieren - "Ihr Kinderlein kommet" im Satz von Ulrich Schicha etwa oder "Ein Kind geborn zu Bethlehem" in verschiedenen Sätzen von Michael Praetorius, Bartholomäus Gesius und Melchior Vulpius.

Den Liedern stellt Lehmann häufig Instrumentalisten an die Seite: Violinen, Cello, Glockenspiel, Orgel und das Klarinetten-Ensemble Clarinesque sorgen für Einleitung und Begleitung oder haben ganz eigene Rollen, etwa in der Uraufführung des Abends "Du schöner Stern" von Hans Georg Bertram, Jahrgang 1936. Die Weihnachtskantate nach "In dulci jubilo" vereinigt in den Vokalparts viele musikalische Stile, Techniken und Prinzipien sowie ausgedehnte instrumentale Interludien, wodurch das Werk experimentell, nicht einheitlich wirkt.

Die Kurrende ist in vielen Stilen zu Hause: Das "Deutsche Magnificat" von Heinrich Schütz (1585-1637) beherrscht sie ebenso sicher wie das aus indifferenten Klangflächen sich geheimnisvoll entwickelnde "O magnum mysterium" des spanischen Zeitgenossen Javier Busto, Jahrgang 1949. Die "ehrliche" Akustik des Betonbaus trägt und entfaltet die Klänge nicht schwebend oder stützt sie hallig. Und sie deckt in anderen Stücken kleine Ungenauigkeiten in der Intonation nicht zu, die sich hin und wieder im Zusammenwirken von Stimmen und Instrumenten ergeben.

Doch am Ende sind die Zuhörer im voll besetzten Kirchenraum nach fast zwei Stunden klangvoll auf das Weihnachtsfest eingestimmt, zumal sie häufiger selbst zum Mitsingen aufgefordert sind, bei den Liedern "Macht hoch die Tür" und "O du fröhliche" und natürlich beim Quempas-Kehrvers: "Gottes Sohn ist Mensch geborn, hat versöhnt des Vaters Zorn."