Wuppertal Mit Pulcinella wird das Opernhaus bunter

147 Kinder haben ein halbes Jahr lang am Educationprojekt mitgewirkt. Am Dienstagabend war die Premiere im Opernhaus.

Foto: Jens Grossmann

Wuppertal. So bunt wie beim Premierenabend von „Pulcinella“ hat man die Bühne des Opernhauses selten gesehen. Bühnenboden und Sitztribünen strahlten die gut 500 Besucher an, als hätte jemand großzügig in den Wassermalkasten gelangt. Noch heller machten das Bild die Kinder, die in gelb-grün-roten Kostümen auf die Bühne strömten. Unter einem Zeltdach saßen Jungen und Mädchen und malten. Eine Kamera nahm ihre Bilder auf und warf sie live auf die Leinwand.

Sie gehörten zu den 147 Kindern zwischen 9 und 15 Jahren, die fast ein halbes Jahr am Educationprojekt „Pulcinella“ mitgewirkt haben. Die Schüler von drei Wuppertaler Grundschulen und der Bernhard-Letterhaus-Hauptschule wurden von der Musikerin Gunda Gottschalk und neun weiteren Künstlern angeleitet. Gemeinsam dachte man sich Bühnenbild und Tanzschritte aus, probte und drehte Videos.

Dirigent Markus Baisch und das Sinfonieorchester spielte die Musik, die Igor Strawinsky vor knapp hundert Jahren für das Ballett „Pulcinella“ in Paris schrieb. Sie wechselten sich ab mit den Kindern, die ihre Bühnenmusik auf Glockenspiel und Trommeln machten. Regisseurin Kirsten Uttendorf hatte den Stoff um den neapolitanischen Hanswurst genommen und die Schüler eigene Ideen entwickeln lassen. Also wurde die Frage „Wer ist Pulcinella?“ im Laufe des einstündigen Stücks immer wieder gestellt und neu beantwortet.

So erinnerten die weiß gekleideten älteren Schüler an das originale Hanswurst-Kostüm. Einige trugen als Maske überdimensionale Sonnenbrillen. Sie waren aber keine Spaßmacher, sondern posierten wie Stars, ließen sich von den anderen feiern und anhimmeln. Die Masken der Kleinen hingegen waren so bunt wie das Bühnenbild. Da wurden aus Pappkartons fantastische Hut-Kreationen, denen man den Spaß am Basteln sofort ansah.

Neben dem Tanz um die schillernde Pulcinella-Figur ging es um die Dinge, die Kinder (und natürlich auch Erwachsene) direkt angehen. Zum Beispiel um Liebe und Tod. „Ich wollte nicht, dass du stirbst“ und „Ich vermisse dich“ stand auf den Spruchbändern, die Mädchen und Jungen in einer Szene dem Publikum entgegenhielten. Das war wahrscheinlich der Moment, wo das junge Ensemble auch das letzte Zuschauerherz für sich gewinnen konnte.

Die eigentlichen Spaßmacher des Stücks waren ja auch die drei Opernsänger. Nach Entwürfen der Kinder steckten Catriona Morison und ihre Kollegen Mark Bowman- Hester und Oliver Picker in dick gepolsterten Kostümen. Mit Schmetterlingsflügeln und spitzer roter Clownsnase waren sie lustig anzuschauen.

Ihren Gesang konnte man umso ernster nehmen. Bowman-Hesters Tenor und Pickers Bass waren präsent und ausdrucksstark. Morisons Mezzosopran fügte dem noch eine feine lyrische Note hinzu. Da wundert es kaum, dass die schottische Sängerin es als eine von rund 400 Bewerbern in das Finale von „BBC Cardiff Singer of the World“ geschafft hat. Für diesen Wettbewerb, der im Juni stattfindet, kann man ihr jetzt schon die Daumen drücken.

So wohl wie die drei Sänger fühlten sich längst nicht alle Kinder auf der Bühne. Da war immer wieder große Schüchternheit im Spiel, da wurden Tanzbewegungen nur angedeutet. Bei manchen Szenen hatte man gar den Eindruck, dass Bühnengeschehen und Begleitmusik - das Orchester überzeugte mit präzisem, angenehm transparenten Spiel - getrennt voneinander abliefen. Doch es gab auch Jungen und Mädchen, die sich auf ihre Aufgabe konzentrierten, geradezu selbstvergessen tanzten und spielten.

Rauschend war am Ende der Applaus - und natürlich hatten ihn alle Kinder verdient. Allein schon dafür, sich mit den eigenen Ideen auf die Bühne des Opernhauses getraut zu haben.