NRW-Tag: Jubel unter Sternen

Die städtischen Musiker glänzen überall – erst bei der Gala in der Stadthalle, dann beim Open-Air-Konzert in Elberfeld.

Wuppertal. Wer könnte am NRW-Tag besser den Ton angeben als Toshiyuki Kamioka? Natürlich niemand. Und so war der Chef des Sinfonieorchesters der klassische Star des Wochenendes: Gleich zweimal lockten "seine" Musiker zum "Konzert unter Sternen" - dabei war der zweite Abend, die Open-Air-Variante auf dem Laurentiusplatz, alles andere als eine bloße Wiederholung.

Zweimal dasselbe Programm - wer denkt, dass deshalb alles gleich sein muss, irrt sich gewaltig. Nicht nur die Robe der begeisterten Zuschauer setzt unterschiedliche Akzente. Auch die Veranstaltungsorte prägen die Atmosphäre: Am Freitagabend haben sich die Sinfoniker vor geladenen Gala-Gästen in der Stadthalle präsentiert, am Samstag werden sie von "ihren" Wuppertalern auf dem Laurentiusplatz gefeiert.

Als sich die ersten Sterne am Abendhimmel zeigen, ist die erste Programmhälfte schon fast vorüber: Dicht gedrängt lauschen die Zuhörer am lauen Sommerabend auf dem Laurentiusplatz den Sinfonikern, die mit einem klassischen Konzert den Samstag beim NRW-Tag festlich-gelöst beschließen.

Dabei startet man mit einigen technischen Indisponiertheiten: Gut gelaunt spricht Oberbürgermeister Peter Jung in seiner Begrüßung von der "Uraufführung von Kamiokas Licht-Show". Denn die Bühnen-Leuchten brennen entweder zu hell oder gar nicht. Dass Dirigent Toshiyuki Kamioka so viel Zeit darauf verwendet, zahlt sich später aus - dem Sound-Check hätte das auch gut getan.

Durchaus anspruchsvoll ist die Programmauswahl mit Arien aus Verdis "La Traviata" und Puccinis "La Bohème". Publikumsliebling Elena Fink singt sie und verkörpert die leidenden Frauenfiguren mit kristallklarer Stimme in halsbrecherischen Höhen. "Du kannst aber schön singen", staunt ein kleines Mädchen, als die Sopranistin mit dem Strauß weißer Calla-Blüten die seitliche Bühnentreppe hinab schreitet.

Nach der Pause geht es populärer weiter: Smetanas "Moldau" rauscht auch in den mit Lichtern geschmückten Bäumen, und der zarte Nymphenreigen ist heute Abend ein perlender Tanz kleiner Motten im blauen Scheinwerfer-Licht, das die mächtige Fassade der Laurentius-Kirche anstrahlt. Den etwas düsteren und machtvollen Grundton bei der Musik von George Enesco machen Walzerklänge bei Franz Liszt wett, zu denen Mutige einige Schritte tanzen - mehr Platz haben sie nicht.

Beim Ungarischen Tanz von Johannes Brahms gibt es kein Halten mehr: Jubelnd applaudieren Tausende von Hände-Paaren dem mit ganzem Körpereinsatz agierenden Dirigenten und seinen engagierten Musikern, Pfeifkonzert und Bravo-Rufe inbegriffen. Ganz wie die "Proms", die traditionelle Reihe der Sommerkonzerte in London, beschließt Edward Elgars "Pomp and Circumstance" ein rundum gelungenes Abendkonzert. Vielleicht sind die ergriffenen Sinfoniker auch deshalb so motiviert, weil Ministerpräsident Jürgen Rüttgers am Abend zuvor in der Stadthalle ein wahres Loblied gesungen hat: "Die Kultur in Wuppertal ist etwas ganz Großartiges."

Das NRW-Wochenende ist der beste Beweis: Pfeifend, summend und singend verlassen die Menschen gut gelaunt den Platz - um im nahe gelegenen Luisenviertel den Festtag bei Straßenmusik im südländischen Flair ausklingen zu lassen.