Sinfoniker: Raus aus dem Elfenbeinturm

Die städtischen Musiker planen eine feste Parterschaft mit der Max-Planck-Realschule.

Wuppertal. Regelmäßig sind Mitglieder der Wuppertaler Sinfoniker in Schulen zu Gast. "Wir wollen aus dem Elfenbeinturm heraus", betont der Flötist Udo Mertens, der die Nachwuchsförderung aus persönlichem Interesse vor Jahren angestoßen hat.

Nach anfänglichen Widerständen bekommt er inzwischen reichlich Rückenwind aus dem Orchester-Management - das Publikum von morgen soll frühzeitig persönliche Beziehungen zu den Musikern aufbauen. Das Education-Programm bietet nicht nur rege angenommene Familien- und Schulkonzerte, sondern auch deren Vorbereitung durch die Musiker in einzelnen Klassen.

Jetzt plant das Orchester ein neues Projekt: Für drei Jahre will es eine feste Partnerschaft mit der Max-Planck-Realschule in Barmen eingehen. Mertens und die Musiklehrerinnen Brigitte Fröhlich und Ursula-Maria Krah arbeiten schon lange intensiv zusammen. "Hier ist es vorbildlich: Die Schüler sind immer super vorbereitet und unser alleraufmerksamstes Publikum", lobt Mertens.

Dass dies möglich ist, obwohl klassische Musik für die meisten der Kinder fremdes Terrain bedeutet, liegt am Engagement der vier Musiklehrer. Sie greifen jede Anregung auf. Seitdem sie mit Schülern den Schlagzeuger der Sinfoniker besucht haben, gibt es etwa an der Realschule gut funktionierende Rhythmusgruppen.

Hier setzt die Partnerschaft an. "Auch für uns gibt es noch einiges zu lernen", betont Mertens. So wollen er und seine engsten Mitstreiter das Orff-Instrumentarium näher kennen lernen, um damit bei der Musikvermittlung zu arbeiten. "Wenn wir auf so gutes Publikum wie hier treffen, können wir auch etwas ausprobieren." Von den Lehrerinnen bekam er schon den einen oder anderen Tipp, wie man mit Schülerhorden am besten umgeht.

Auf der anderen Seite wollen die Sinfoniker beim Kulturabend der Schule mitwirken und bei der Berufsvorbereitung den Schülern auch Berufsfelder rund um Orchesterorganisation und -management präsentieren. "Wir wollen die 14- bis 17-jährigen einfangen, die sonst nie in ein Konzert gehen", lautet die Hoffnung von Fagottistin Nicola Hammer. So wagen die Lehrerinnen auch den Versuch, erstmals mit Zehntklässlern abends ein normales Sinfoniekonzert zu besuchen.

Generalmusikdirektor Toshiyuki Kamioka kommt dafür eigens zusammen mit dem Solisten Andreas Heimann in die Schule, um den Schülern das Oboenkonzert von Richard Strauss nahe zu bringen. Bei so viel Einsatz wäre es erstaunlich, wenn nicht tatsächlich der eine oder andere Schüler auch später die Sinfoniekonzerte besuchte.