Kirchenmusik 8: Die Musik spielt in Cronenberg
Ohne die „Freunde der Kirchenmusik“ wäre die vielseitige Kinder- und Jugendarbeit von Martin Ribbe nicht möglich.
Wuppertal. Es ist eine einmalige Konstruktion in Wuppertal: In Cronenberg gründete sich 2005 der Verein "Freunde der Kirchenmusik und Jugendarbeit in der evangelischen Kirchengemeinde Cronenberg" (FKJC), um den beliebten Kantor Martin Ribbe finanziell zu unterstützen. Vorangegangen war eine Zusammenlegung der reformierten und der unierten evangelischen Kirchengemeinde 2003, bei der die Emmauskirche als Gottesdienstraum aufgegeben wurde.
Die Orgel wurde 2007 nach Ostpreußen verkauft, die Kirchenbänke versteigert. Jetzt soll der Kirchenraum in ein Gemeindezentrum umgestaltet werden. Im Zuge der Neuordnung wurde auch die Stelle des Kantors auf eine Dreiviertel-Stelle reduziert - für den allein erziehenden Vater dreier Kinder finanziell nicht tragbar. Also übernahm er ein paar Stunden Musikunterricht in einer Gesamtschule. "Das waren die schwierigsten sechs Wochen meines Lebens. Die Kinder gingen über Tische und Bänke - ich habe nun mal keine Pädagogik studiert", erinnert sich Ribbe. Bald gab er den Job wieder auf.
Die Lücke füllten die FKJC: Rund 100 Mitglieder stellen viele Aktionen auf die Beine, um die ganze Stelle ihres Kirchenmusikers zu erhalten. 1000 Euro überweisen sie dafür jeden Monat an die Gemeinde, dazu haben sie 2007 weitere 5000 Euro für eine Jugendleiterin im freiwilligen sozialen Jahr zur Verfügung gestellt. Sie organisieren Flohmärkte und Oldie-Discos, haben eine CD aufgenommen und im September den Kinderliedermacher Gerhard Schöne eingeladen.
Dadurch ermöglichen sie Ribbes umfangreiche musikalische Kinder- und Jugendarbeit. Es gibt zwei Kinderchöre (von vier bis acht Jahre und von neun bis zwölf Jahre) und den Jugendchor Spell88. Letzterer ist über die Grenzen Cronenbergs hinaus bekannt durch seine großen Musicalaufführungen. "Mir macht das total Spaß, das ganze Zeug in den Lkw zu laden", schwärmt Ribbe, der nicht nur Keyboard spielt, sondern auch mit Verstärkern und Synthesizern umgehen kann. "Ich hätte gut auch Tontechniker werden können." Choreografin Karin Jäger sorgt dabei für beeindruckende Tanzszenen, Bandmusiker requiriert Ribbe aus seinem Bekanntenkreis.
Dazu kommt für Erwachsene der Neue Chor Cronenberg mit einem bunt gemischten Programm zwischen Kirchenmusik, Gospel und weltlichen Liedern. Wobei der Kantor moderne Wege geht: Er nimmt den Sängern nicht nur ihre Stimmen zum Üben auf Kassette auf, sondern stellt sie manchmal auch zum Herunterladen auf die Homepage des Chores. Dabei werden dann auch Werke wie die "Missa Gaia" von Paul Winter aufgeführt - ein Konzert für Mensch- und Tierstimmen, mit Vogelgezwitscher und Walgesängen vom Band.