Von der Heydt-Museum Wuppertal Sinne als Vermittler von Information
Mit der Darstellung bediente Peter Schenck ein populäres Bildthema.
Obwohl Peter Schenck nachweislich in Elberfeld geboren wurde, findet man hier kaum noch Spuren von ihm. Er ging schon früh nach Amsterdam und wurde später fälschlicherweise für einen Niederländer gehalten. Unsere derzeitige Ausstellung (noch bis 25. August zu sehen) rückt ihn nun erstmals in den Fokus, zumal er für die Kunstgeschichte nicht ganz unbedeutend ist: Er gilt als Mit-Erfinder des Farbstichs und verhalf dieser Technik in seiner Zeit, dem 17./18. Jahrhundert, zu großer Popularität. Er war für seine Landkarten berühmt, porträtierte viele „Promis“ seiner Zeit und widmete sich den zeittypischen Genreszenen.
Mit der Darstellung der fünf Sinne bediente Schenck ein weiteres populäres Bildthema der niederländischen Malerei und Druckgrafik, das beispielsweise auch von Rembrandt festgehalten wurde. Seit der Antike galten die Sinne traditionell als unzuverlässig und trügerisch, wurden eher negativ beschrieben. Im Mittelalter und in der Renaissance betrachtete man die Sinne von einem christlichen Standpunkt aus als Wege, auf denen Bosheit und Sünde in den menschlichen Geist eindrangen. Während des 17. Jahrhunderts jedoch veränderte sich diese misstrauische Haltung unter dem Einfluss des sich entwickelnden Empirismus, der alles Wissen in der Erfahrung begründen wollte. Nun galten die Sinne nicht als Sünde, sondern als Vermittler von Information.
Verstärkt in den nördlichen Niederlanden wurden nun zahlreiche Versionen der fünf Sinne dargestellt. Heute erscheinen uns die in diesen Bildern eingesetzten Allegorien oft ungewöhnlich, und manches Mal mag es schwer fallen, den dargestellten Sinn zu identifizieren. So zum Beispiel in diesem Blatt von Peter Schenck zum Fühlen. Der Künstler rekurriert dabei auf die Tradition des so genannten Steinschneidens, eine Methode, bei der durch die Öffnung des Gehirns angeblich der „böse Stein der Fallsucht“ herausoperierbar sei. Durchgeführt wurde dieses Prozedere meist von Mitgliedern aus der Bader- und Barbiergilde, die als „fahrende Heiler“ durch die Lande zogen – wohl weniger zugunsten des Patientenwohles als viel mehr aus Profitgier.
Schenck wählt diese heute sonderbar erscheinende Praxis, um das Gefühl ausdrucksstark zu visualisieren. Seine Darstellung zeigt einen sitzenden Mann, das Gesicht schmerzerfüllt zum Betrachter gewandt, während ein weiterer just in diesem Moment ein dünnes Instrument in dessen Ohr führt. Das kleine und am Rand beschnittene Format des Blattes lässt zudem vermuten, dass es sich ursprünglich in einem Buch befunden haben könnte.
Wer die Ausstellung „Peter Schenck – der berühmteste Elberfelder, der jemals in Vergessenheit geriet“ noch nicht gesehen hat, sollte die Gelegenheit also bis 25. August noch nutzen. Es gibt vieles zu entdecken – wie man an diesem Blatt sehen kann.