50 Jahre Kunst in der Sparkasse Spiegelbild der Wuppertaler Kunstszene

Die Sparkasse hat einen prachtvollen Jubiläumsband zum 50-Jährigen ihrer Kunst-Ausstellungen herausgebracht. Peter Klassen ist einer der Köpfe dahinter.

Peter Klassen und die Sparkasse (hinten der Sparkassenturm am Islandufer) sind in der Kunst vereint.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Er sei wie ein „lebendes Lexikon“, sagt Peter Klassen selbst über sich. Der 68-jährige Wuppertaler ist  Kenner der Kunstszene der Stadt, intermedialer Künstler, Musiker und Kurator der Kunst-Ausstellungen in der Sparkasse. Als solcher hat er nun, zusammen mit dem Fotografen Björn Ueberholz, den Jubiläumsband zum 50-Jährigen der Reihe auf die Beine gestellt. „Kunst in Wuppertal: Welch ein Reichtum!“ ist der Titel des  Buches. Der Einband zeigt ein prächtiges Bild von Rob de Vry. „Es hängt in der Kantine der Sparkasse, steht für Weltoffenheit, für Textiles, für Dekoratives, passt einfach zur Reihe“, erklärt der Redakteur die Wahl.

„Kunst gehört zur DNA der Sparkasse“, ist sich Klassen sicher. Er weiß um ihre über 3000 Werke große Sammlung. Kunst, die nicht als Schatz im Tresor gehütet, sondern überall in ihren Filialen gezeigt wird. Im Jubiläumsband zeigen Mitarbeiter stolz die Werke, die in ihren Büros hängen, die oft aus den Ausstellungen im Haus gekauft wurden. Das sei auch eine Unterstützung der „reichhaltigen Wuppertaler Kunstszene mit ihren vielen tollen, vielen unterbewerteten Künstlern, die oft nicht von ihrer Kunst leben können“, so Klassen.

Der gebürtige Hagener und die Kunst-Ausstellungen der Sparkasse finden 1975 zusammen, als der studierte Grafikdesigner in der Werbeabteilung des Hauses seine Arbeit aufnimmt. Dort lernt er die 1968 begründete Reihe kennen, kümmert sich um Einladungen, entwickelt das Katalogformat, folgt später auf Georg Westerholz in der Kuratierung. Klassen befolgt zwei Grundsätze: Er beschränkt sich aufs Regionale, das aber durchaus den Blick über den Tellerrand, die Höhen rundherum ums Wuppertal, hebt. Und er denkt an den Künstlernachwuchs, stellt nicht nur die aus, die es schon geschafft haben.

Erinnerungen an mehr oder weniger bekannte Künstler

Die Geschichte des Jubiläumsbands beginnt 2017, als Klassen und Ueberholz das Konzept dazu dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse, Gunther Wölfges, vorstellen und offene Türen einrennen. Es folgt eine zweieinhalbjährige Recherchearbeit, die aufwendig, aber lohnend ist. Heraus gekommen sei ein „Kunststück“, das aus sich heraus wirke und die Leute erreiche, so Klassen, der seit der Präsentation schon reichlich positive Rückmeldungen erfahren hat. Im Moment sind nur noch wenige Restexemplare vorhanden.

In der Chronologie des Buches taucht natürlich auch die Prominenz auf: Beuys, Cragg und Berheide heißt sie im Falle der Sparkasse. Auch für Klassen waren ihre Ausstellungen besonders. Er erlebte Beuys, dem die 50., das Regionalprinzip sprengende Ausstellung 1984 gewidmet war. „Wir wussten lange nicht, ob er zur Eröffnung kommen würde. Als er dann da war, beantwortete er geduldig und unarrogant die vielen Fragen.“ Oder Bodo Berheide, der seine Hufeisenidee, die figura magica, vom Kunstwerk bis zu dessen Weltreise, quasi mit dem Einstieg ins Aktiengeschäft finanzierte, indem er Anteilscheine ausgab – auch die Sparkasse kaufte damals.

Klassens persönliche Highlights sind  andere: Wolfgang Schmitz, der 1976 vier Wochen im 15. Stock des Sparkassenturms auf seitenverkehrte Druckplatten malte, aus denen er eine Fotoserie schuf. Der Schriftenmacher und Musiker Hans Reichel, der die von ihm mitgestaltete Ausstellung 2012 nicht mehr erleben sollte, aber noch dafür gesorgt hatte, dass der junge Maler Maurucy dabei war. „Er malte wochenlang auf den Kellerboden der Sparkasse ein fünf mal fünf Meter großes Bild“, erinnert Klassen. Die Fotokünstler, Ute Klophaus, die als Beuys-Fotografin bekannt wurde, und Jörg Lange, dem er eine Doppelbildseite im Katalog widmet – kommentarlos in der Mitte. Jürgen Grölle, der viel in der Sparkasse gearbeitet und mit den Mitarbeitern über Kunst gesprochen habe, ein „prima Kunstvermittler“ und Super-Maler gewesen sei. Im Katalog stellt Klassen ein Grölle-Werk einem Foto der kommissarischen Leiterin des Von der Heydt-Museums, Antje Birthälmer, mit einer Skulptur von Hans Arp gegenüber, so dass die Ähnlichkeit in Form und Farbe deutlich wird.

Manche Künstler werden nur einmal, andere mehrfach ausgestellt, um zum Beispiel eine Entwicklung nachzuzeichnen. Da es nur zwei Termine im Jahr gibt, werden im Regelfall mehrere Künstler zusammen präsentiert. Reichhaltige Informationsquelle sind die Atelierbesuche, die Klassen seit fünf Jahren gemeinsam mit  Gunther Wölfges unternimmt. Im Jubiläumsband sind ihnen eigene Kapitel gewidmet, so wie dem Kunstformat „Die kleine Galerie“, dem Kunstpreis, den die Sparkasse  1997 und 1998 vergab, oder Georg Westholz, der die Ausstellungen bis 2009 betreute.  Die vielen, attraktiv präsentierten Fotos werden durch einige nachdenkliche Texte zu Kunstthemen in der Stadt ergänzt.

Die aktuelle, 139.  Ausstellung mit Guda Koster und Susanne Kessler wurde gerade eröffnet. Weitere folgen.  Klassen hat viele Ideen, auf seiner Wunschliste stehen schon länger zwei Namen: Peter Schmersal und Tatjana Verhasselt. Wuppertals Kunst-Reichtum ist längst nicht erschöpft.