Türkischrot: Spurensuche vor Ort
Beim Stadtteil-Rundgang zeigen sich viele Roman-Details.
Unterbarmen. "Türkischrot" ist nicht bloß ein spannender historischer Krimi, Schauplatz des von Christiane Gibiec verfassten Romans ist Barmen im Jahr 1845. Anlässlich der Veranstaltungsreihe "Wuppertal liest ein Buch" gab es am Sonntag quasi als erlebte Heimatkunde einen historischen Spaziergang durch das bis 1929 eigenständige Barmen. Unter dem Titel "Arbeit, Wohnen und Vergnügen" führte Historikerin Elke Brychta durch Unterbarmen. "Damit liefern wir ein bisschen Lokalgeschichte. Manches im Buch ist noch leichter zu verstehen, wenn man das Umfeld kennt."
Ausgangspunkt für den gemütlichen Lauf durch das Quartier, an dem Autorin Gibiec übrigens selbst teilnahm, war die Hauptkirche an der Martin-Luther-Straße. Allerdings ging es im Vortrag, dem knapp 30 Teilnehmer folgten, weniger darum, dass in "Türkischrot" die Nebenfiguren Sarah und Karl hier heiraten. "Der preußische König initiierte den Bau der ersten unierten Kirche, deren Einweihung 1832 war." Natürlich spielte in diesem Kontext auch die berühmte Fabrikanten-Familie Engels, deren bekanntester Repräsentant das "schwarze Schaf" Friedrich ist, eine spezielle Rolle: die Engels sammelten Spenden, sodass das Gotteshaus gebaut werden konnte. Über Bilder von Friedrich Engels Großmutter, geschmückt mir Bändern, Litzen und Spitzen, wie es zu der Zeit bei den reichen Bürgern üblich war, und dem Verweis auf eine alte Gaslaterne am 2006 erneuerten Kirchvorplatz (unter der sich im Krimi die Hauptfiguren Rieke Blum und Bruno Laponte zum Rendezvous getroffen haben könnten - die Leute ist nämlich tatsächlich aus der Zeit) ging es dann gemächlich in Richtung Brücke Farbmühle.
Brychta erinnerte in ihrem wegen der vorbeirauschenden Autos und der klangvoll sirrenden Schwebebahn zuweilen unverständlichen Vortrags an manche geschichtliche Fußnote: "Wuppertal war das deutsche Manchester."
Wie sehr die Textilindustrie - in diesem Milieu ist "Türkischrot" angesiedelt - die Stadt geprägt hat, daran erinnerten die ursprüngliche Funktion der Kornmühle, erstmals 1682 erwähnt, die einstmals auch eine Farbmühle war.