Kultur in Wuppertal Wie lebt man mit zwei Heimaten?
Das Wupper Theater zeigt ab Donnerstag „Gestrandet“.
Regisseurin Heike Beutel und Barbara Krott vom Wupper Theater haben sich für die neue Produktion „Gestrandet“ mit dem Thema Einwanderung beschäftigt. Kulturelle und strukturelle Unterschiede gilt es, im Rahmen der Integration zu überwinden und ein Stück Vergangenheit hinter sich zu lassen. Die Biografien der beiden Schauspielerinnen Lilay Huser und der gebürtigen Iranerin Sevil Mokhtare sind darin teilweise verarbeitet. Premiere ist am Donnerstag, 10. Oktober.
„Ich habe Sevil ihre eigene Geschichte an der Schauspielschule in Köln erzählen hören und sie ließ mich nicht mehr los“, erzählt Heike Beutel. Die Geschichte von Lilay Huser, die vor 41 Jahren nach Deutschland kam, habe sie nicht wirklich gekannt und dann das Projekt in Angriff genommen.
Für Lilay Huser – unter anderem bekannt durch das Kabarett-Duo „Die Trockenblumen“ , Filme wie „Almanya – Willkommen in Deutschland“ oder „Türkisch für Anfänger“ –, sei es ein Schock gewesen, als sie damals gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Schauspieler Vedat Erincin als Studenten zunächst in Krefeld und dann in Wuppertal „gestrandet“ waren. „Ich konnte weder die Sprache noch im Vorfeld recherchieren, was mich erwartet“, erinnert sich die Schauspielerin. Bereits während ihrer Zeit am Gymnasium in der Türkei habe sie am Theater gespielt, später in Deutschland am Kölner Arkadas-Theater. Mit Bühnen- und Kostümbildnerin Barbara Krott, Regisseur und Schauspieler Meray Ülgen und ihrem Mann Vedat Erincin hat sie 1991 das Wupper Theater gegründet, das sich auf spielerische Weise mit ethnischer Vielfalt auseinandersetzt.
Sevil Mohktare sei mit ihren Eltern – der Vater war Politiker im Iran – erst nach mehreren Anläufen nach Deutschland gekommen. Sie besitze zwei Pässe und sei in ihrer neuen Heimat sozialisiert, berichtet Regisseurin Heike Beutel. Bei Barbara Krott, die lange das Wupper Theater leitete, und ihr als Nachfolgerin seien Themen wie Migration, Asyl, Flucht häufig Bestandteil des interkulturellen Theaters. „In „Gestrandet“ geht es genau um diese Begrifflichkeiten.“
Die Geschichte erzählt von zwei Frauen mit Migrationshintergrund, bei denen es auch schlechte Zeiten gab. Sie lernen sich auf einer Mittelmeerinsel kennen und kommen ins Gespräch. Auch wenn beide unterschiedliche Vorstellungen von der Art ihres Urlaubs haben, vereint sie doch mehr, als sie denken: Wie lebe ich mit zwei Heimaten? Welche Aus- und Einwanderergeschichte hat das Land, in dem sie nun leben? Mit Humor und Kritik, debattierend, tanzend und resignierend blicken sie zurück und stellen sich den Herausforderungen von gestern und heute.
Premiere: 10. Oktober, 20 Uhr, im Haus der Jugend Barmen, Geschwister-Scholl-Platz 4-6. Tickets unter