Kultur Bekanntheit Pina Bauschs in die Zukunft tragen

Gesprächsrunde des Festivals „Under Construction“ beschäftigte sich mit Visionen für die Kunst in Zeiten der Pandemie.

Gesprächsrunde beim Festival „Under Construction“ mit (v.l.) Marc Wagenbach, Bettina Wagner-Bergelt und Uwe Schneidewind. Aus Düsseldorf zugeschaltet war Isabel Pfeiffer-Poensgen (nicht im Bild).

Foto: Tanztheater Pina Bausch/Evangelos_Rodoulis

Ein neuntägiges Online-Festival läuft momentan an und im Wuppertaler Schauspielhaus. Wirkliche Begegnungen von Mensch zu Mensch fallen coronabedingt aus. Die Organisatoren bieten stattdessen im Netz vielfältige Veranstaltungen, die sich mit der Frage beschäftigen, wie das künftige Pina Bausch Zentrum im Herzen Elberfelds aussehen kann, welche Möglichkeiten es für Mensch und Stadt eröffnet.

Wie kann es zu einem Ort werden, der einladend für alle Bürger und Bürgerinnen der Welt, nachhaltig, divers, sozial, kreativ, lokal und global zugleich ist? Bei „Under Construction - Wir bauen zusammen ein Haus“ entfaltet sich ein breites Spektrum unterschiedlicher Ansätze, dafür Visionen zu entwickeln. Eröffnet wurde das Festival am Samstag. Außen auf das Gebäude wurden Aufnahmen von Kindern bei ihren Lieblingsbewegungen projiziert, innen im Foyer wurde zum Gespräch eingeladen, live gestreamt.

Über die Frage „Wie wollen wir leben? Visionen für die Kunst in Zeiten der Pandemie“ unterhielten sich Uwe Schneidewind, Bettina Wagner-Bergelt (Intendantin Tanztheater Wuppertal Pina Bausch) und online zugeschaltet Isabel Pfeiffer-Poensgen (Ministerin für Kultur und Wissenschaft NRW). Die Moderation hatte Marc Wagenbach (inhaltlicher Leiter der Veranstaltung Under Construction).

Ein Haus für die Stadt soll das
Pina Bausch Zentrum werden

Pfeiffer-Poensgen ist vom Projekt überzeugt. Sie erinnerte an einen Satz von Pina Bausch, in dem diese davon spricht, dass der Tanz zu Wuppertal gehöre und das auch in Zukunft so bleiben solle. Die weltweite Bekanntheit von Pina Bausch in die Zukunft zu tragen, sei die Aufgabe und Herausforderung des künftigen Zentrums. Die Menschen ansprechen und mitnehmen sei der Schlüssel. Das sahen auch Schneidewind und Wagner-Bergelt so. Um das Zentrum zu einem nationalen und internationalen Begegnungsort zu machen, müsse die Schwellenangst vor dem „Kunsttempel“ genommen werden. Ein Haus für die Stadt solle entstehen, in dem künstlerische Prozesse sichtbar gemacht werden. Dabei sollen alle Communities der Stadt mit einbezogen werden.

Wagner-Bergelt kann sich ein Zentrum vorstellen, das auch zeitlich umfassend geöffnet ist, in das die Menschen kommen, um zu sehen was hier passiert, und auch selber aktiv werden können. Das Zentrum solle wie der „Wolpertinger„ einen interdisziplinären Ansatz mit einer Mischung unterschiedlicher Genre verfolgen.

Für Schneidewind kann das Zentrum ein Motor für die Stadtentwicklung sein, da der Tanz den Umbruch der Gesellschaft zeige, Phänomene greifbar mache. Es könne Anknüpfungspunkt für Multiplikatoren sein, die in der Stadt wirken, so dass eine Öffnung hin zu allen Bürgern erreicht werde. Ein „Brückenbauer, ein Haus der Übersetzung“ solle das neue Zentrum werden, Zugänglichkeit für Kinder und Jugendliche schaffen und überregional wirken, nicht das Ensemble hermetisch abschließen.

Externe Tänzer und Künstler gewähren einen neuen Blick auf die Stücke von Pina Bausch, die Arbeit im Zentrum kombiniert sich neu, gestaltet sich in den unterschiedlichen Arbeitsbereichen übergreifend. Der Ansatz ist die Zusammenarbeit. Pina Bauschs Arbeit steht im Mittelpunkt, öffnet sich für einen neuen Umgang. „Bis zum Umbau muss das Schauspielhaus belebt bleiben. ‚Under Construction’ ist ein Beispiel dafür“, findet Wagner-Bergelt.

Das Festival dauert noch bis zum 29. November. Es gibt ein tägliches Programm, das ebenfalls für die Zuschauer gestreamt wird. Interessierte finden es, verbunden mit weiteren Infos, im Netz: