Film Wie ein Film das Leben ändert

Wuppertal · Alexander Peiler vom Schauspielensemble hat an einem Roadmovie mitgewirkt. „Somehow“ war und ist ein besonderes Abenteuer für alle Beteiligten.

Ein Film als lebensverändernde Erfahrung: (v.l.) Josua Zehner, Jonas Bomba, Aki T. Weisshaus, Alicia Saleh, Alexander Peiler,

Foto: Fischer, Andreas H503840

Sie haben sich auf den Weg gemacht, um zu erfahren, was kommt, wenn man den Alltag unterbricht, indem man kurzerhand „an der Kreuzung nicht nach links zur Arbeit, sondern nach rechts abbiegt“, sagt Aki T. Weisshaus. Die Filmemacherin und Lyrikerin erzählt von „Somehow“, einem Roadmovie über zwei Menschen, die von Wuppertal nach Casablanca reisen. Einer von zwei Hauptdarstellern ist Alexander Peiler vom Wuppertaler Schauspielensemble: „Wir haben im letzten Sommer gedreht, je weiter der Film kam, desto krasser wurden die Personen. Zuhause war es schwer, sich von der Geschichte zu lösen.“

Auf einem Campingplatz bei Cannes lernten sie sich 2018 kennen - Peiler, Weisshaus und die Macher der Kölner Filmproduktionsfirma Cinephiles. Die meisten über 30 Jahre alt. Man sprach über „das wahnsinnige Gefühl“, aus dem eigenen Leben auszubrechen. Zur Grundidee verfassten Weisshaus und Peiler binnen zwei Monaten ein Drehbuch – eine Art Rahmen. Weisshaus betont: „Das Drehbuch legt nur die Personen fest, die Stationen ihrer Reise (Brüssel, Sézanne, Niort, Andorra, Madrid, Sierra Nevada, Algeciras, Tanger, Red.), und wie lange wir uns dort aufhalten wollten.“ Als ein Protagonist war Peiler gesetzt, gecastet wurde Annedore (Dori) Antrie. Die 21-Jährige absolviert ein Schauspielstudium in Frankfurt am Main.

Aufgabe der beiden: „Alexander und Dori agieren nicht als Schauspieler, sondern nehmen ihre Rollen als Mensch an.“ Der Film setzt auf viel echte Handlung, weniger Worte und gar keine philosophischen Monologe oder Dialoge über das Leben.

Vier Wochen gab man sich Zeit, „die Städte flogen nur so an uns vorbei, aber sie sind auch nicht wichtig, es geht um die Reise, bei der alles ineinander fließt“, erinnert sich Weisshaus. Mit einem Pkw und einem Van, einer minimalistischen Kameraausrüstung und einem stark motivierten Team, das alles gemeinsam machte und abstimmte, ging es los.

Gedreht wurde jeden Tag, auch mal eine Stunde am Stück oder während der Fahrt, erklärt Filmemacher Josua Zehner. „Wir kamen an einem Ort an, den wir noch nicht gesehen hatten, wollten in Niot zum Beispiel eine Kirchenszene drehen. Also zogen wir los, fanden eine mit einem wunderschönen Beichtstuhl und drehten“, erzählt Weisshaus. Situationen seien nicht vorbereitet worden, man habe sich darauf eingelassen, überlegt, was man tun könne. „Tagsüber wurde gedreht, abends im Team besprochen, wo wir standen, wie es weitergehen sollte.“

Das Vorgehen veränderte auch den Film-Titel: Aus dem an Bukowski angelehnten „All the way“ wurde „Somehow“, weil sich alles irgendwie ergab, „irgendwie das Leben geschieht“.

Die Geschichte entwickelte
eine gewünschte Eigendynamik

Eine weitere, durchaus erwünschte Folge war, dass sich die Geschichte immer wieder veränderte und eine Eigendynamik entwickelte. „Somehow“ wurde keine Geschichte über ein Paar, „über zwei Menschen die nur zu zweit funktionieren“, sondern über Menschen, die sich auf sich selbst fokussieren. Peiler: „Je weiter die Reise voranschritt, desto existentieller wurde die Begegnung mit mir selbst, den Dämonen der Vergangenheit, die man im Alltag verliert.“

Als er zwei Tage nach der Rückkehr mit den Proben zu Kleists „Der zerbrochene Krug“ mit dem Wuppertaler Schauspielensemble begonnen habe, sei das sehr schwierig gewesen. „Wir haben uns alle hinterfragt, haben teilweise unser Leben geändert“, ergänzt Weisshaus.

Der Film, sein Thema und seine Machart scheinen den Nerv vieler Menschen zu treffen. Die Filmemacher wecken Interesse, erhalten positives Feedback. In der Jackstädt Stiftung, dem Wuppertaler Theater und vor allem dem Unternehmer Jörg Heynckes fanden sie Unterstützung, außerdem weckten sie das Interesse der legendären Rock-Band „Ton, Steine, Scherben“, die sie für die Filmmusik gewinnen wollen - ebenso wie die junge Band „Isolation Berlin“.

16 Stunden Filmmaterial wurden von der gemeinsamen Reise mitgebracht, im Moment werden Flashback-Szenen (Rückblenden) in Wuppertal gedreht. 20 bis 140 Minuten soll der Film am Ende haben und im Sommer 2019 fertig sein. Mit potentiellen Verleihern werden Gespräche geführt. Peiler: „Wir wollen ihn dann auf der Berlinale oder in Cannes vorstellen.“ Und Weisshaus freut sich: „Wir fühlen uns bestätigt. Es war der richtige Weg.“